Der DFB verliert vorerst einen sehr fähigen Mitarbeiter. Hansi Flicks Bitte um die Vertragsauflösung kam auch für den DFB überraschend. Der WM-Erfolg 2014 trägt seine Handschrift

Hans-Dieter Flick war zwar Profi beim FC Bayern München und dem 1. FC Köln, aber so richtig im Rampenlicht stand er nie – Flick war die „emsige Biene“ im Mittelfeld, der Wasserträger für die Stars schlechthin. Unverzichtbar. Bei den Bayern erlebte er große Trainer, vorwiegend Udo Lattek und Jupp Heynckes. Unverzichtbar wurde Flick auch beim DFB als Co-Trainer von Jogi Löw, beide gewannen den Weltmeistertitel 2014 in Brasilien. Danach wurde Flick DFB-Sportdirektor, und arbeitete genauso emsig im Stillen wie früher. Auf Junioren-Turnieren, Europa- wie Weltmeisterschaften, traf man ihn oft an, und er hatte immer ein offenes Ohr. Über seine Zukunft schweigt sich Flick noch aus – erst einmal profitiert seine Familie von der neu gewonnenen Freizeit.

Auch als Trainer machte Hansi Flick einfach das, was er schon als Spieler im Hintergrund am besten verstand: Auf dem Platz den Raum und die Zeit zu vermessen, Strategien und Taktiken auszutüfteln, und die Spieler nach eingehender Analyse richtig ein- und aufzustellen.

Egal ob bei seiner ersten Station bei Viktoria Bammental, oder später nah seiner Heimat Heidelberg, bei der TSG 1899 Hoffenheim, wo er die „Zweite“ und die erste Mannschaft trainierte, weit bevor „Professor“ Rangnick die TSG zu dem formte, was sie heute darstellt, Flick hatte immer seine Sicht vom attraktiven Fußball. Hansi Flick führte die TSG 1899 in die Regionalliga Süd, als der Mäzen Hopp eben noch nicht so viel Geld fließen ließ. Flick hatte immer eine spielerische Vision, die er den Spielern zu vermitteln versuchte, und die trugen diese voller Überzeugung mit.

Ein Jahr wurde er noch Co-Trainer bei Red Bull Salzburg (er unterstützte Trapattoni und Matthäus zum Meisterschaftsgewinn) bis 2006, ehe Flick dem Ruf von Jürgen Klinsmann und Jogi Löw folgte, sich um den DFB-Kader zu kümmern. Es begann eine erfolgreiche schwäbische Trainer-Ära.

Hansi Flick bezog schon immer Statistiken und Auswertungen zur Trainings- und Spielanalyse heran, legte als einer der ersten beim DFB wichtige Datenbanken an.

Aber, Flick verstand sich auch immer als Beobachter und Handlungsreisender, kam immer mit neuen Erkenntnissen zurück. und besprach diese dann auch im engsten Kreise der DFB-Mitarbeiter. In Urs Siegenthaler und Löw hatte Flick immer Vertraute, die ihm freie Hand ließen, besonders bei der Trainingskonzeption und neuen Spielformen.

Flick stand und steht bis heute für einen modernen Fußball, der raumorientiert geprägt sein soll. Mit wenig Aufwand soll der Ball schnell erobert werden, und ebenso zügig in Richtung Tor gespielt werden, möglichst höchstens 1,8 Sekunden nach dem Ballgewinn!

Hier ein Kurzinterview mit Hansi Flick am Rande der U19-Europameisterschaft in Deutschland:

http://rund-magazin.de/news/1540/76/Interview-Hansi-Flick/

 

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen.

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