Ein paar U23-Teams sind noch recht aktiv: Das Baden-Württemberg-Derby entschied der kleine VfB gegen den SCF für sich

VfB-Legende Andreas Hinkel setzt seiner U23 als Trainer den Stempel auf

Stuttgart – Nach den Unruhen der vergangenen Jahre, ist endlich wieder ein bisschen Ruhe eingekehrt beim VfB. Damals mit dem Abstieg der Ersten in die Zweitklassigkeit, stand der ganze Club unter Strom, die Atmosphäre war angespannt und die Spieler wie Mitarbeiter waren verunsichert. Bis in die Juniorenabteilung strahlte diese Unruhe aus.

Mit dem Aufstieg zurück ins Oberhaus, ist wieder mehr Selbstbewusstsein zurückgekehrt. Das merkten gestern auch die knapp 600 Zuschauer in der Regionalliga bei den „kleinen Roten“. Die U23 besiegte den SC Freiburg mit 4:2 (3:2), und zeigte, was sie so stark macht: Eine Variable und gefestigte Abwehrkette, hier ist eindeutig die Handschrift ihres Trainers, Andreas Hinkel, einst selbst ein starker Verteidiger und Nationalspieler, erkennbar.

  Hinkel ist kein Hektiker oder Lautsprecher. Souverän mit ruhiger Ausstrahlung coacht Hinkel seine junge Truppe. Schwer auszurechnen ist die U23 des VfB im Mittelfeld, wo Benedict dos Santos gekonnt die Strippen zieht, Bälle abfängt und sofort Angriffe und Tore einleitet. Unterstützt wird dos Santos aber auch vom umtriebigen Nicolas Sessa (aus einer argentinischen Fußballerfamilie rund um Fellbach), Joel Sonora bindet auch immer Abwehrspieler des Gegners, und ein Pascal Breier(glänzte mit zwei Treffern) sowie Elva Caniggia sorgen immer für Unruhe vorne.

Was nicht heißen soll, dass dem VfB II der Sieg über die Freiburger ganz leicht fiel. Doch hatten die Breisgauer mit den passsicheren Stuttgartern und der Schwüle im Schlienz-Stadion gleich neben dem NLZ-Internat mehr zu kämpfen. Der VfB um Trainer Hinkel wirkte einfach frischer, und bleibt damit ungeschlagen.

Der SC Freiburg von Trainer Christian Preußer wirkt so, als sei er mit den vielen jungen Spielern noch in der (Selbst-)Findungsphase. In der ersten Halbzeit hielten sie noch gut mit, doch in der 2. Halbzeit, konstatierten einige Experten, u. a. auch Beobachter des DFB (mit Mario Brandl), sowie Fußballlehrer Günther Lorenz-Köstner, dass die Freiburger nicht mehr viel entgegen zu setzen hatten. Was zwar schade war, aber interessant war das Spiel dennoch.

Nicolas Sessa profitierte von Abschirmjäger dos Santos, und Sessas Treffer halbhoch zum 3:2 aus gut 20 Metern ließ die Freiburger staunend zurück.

Der VfB führte bereits nach 20 Minuten mit 2:0, zu unsortiert waren die Freiburger, Breier mit dem ersten und Scheidl mit dem zweiten, deuteten bereits auf einen Kantersieg hin. Doch nur drei Minuten später köpfte Christoph Daferner stark zum Anschlusstreffer ein, 2:1. Mohamed Dräger, Freiburgs technisch versierter Flügelspieler über rechts, ließ drei VfB-ler stehen, flankte, und es sollte tatsächlich eine Flanke werden, doch VfB-Keeper Florian Kastenmeier bugsierte den Ball mit dem Knie unglücklich ins eigene Tor. Wie gesagt, lang dauerte die Freude über den Ausgleich nicht, Sessa machte das 3:2 noch vor der Pause mit dem sehenswerten Treffer.

Mit dem 4:2 durch Breier nach knapp 70 Minuten, war bei den jungen Freiburgern die Luft vollends raus. Dos Santos hatte Breier schön frei gespielt, quasi den Ball auf den Fuß serviert, und die Ballan- und mitnahme war aus einem Guss, Schuss und Tor. Offensiv ist der VfB gut aufgestellt (wobei der talentierte Elva Caniggia derzeit ein bisschen stagniert, und oft zu verspielt scheint), und auch hinten wirkt die Mannschaft von Hinkel, trotz der Gegentreffer sicherer. Andreas Hinkel kann aus einem vollen Kader schöpfen, denn wer es sich erlauben kann, einen Dijon Ramaj auf der Bank zu lassen? Zum SC Freiburg bleibt nur zu sagen: sehr gute Ansätze, aber er befindet sich eben noch in der Findungs- oder Experimentiertphase.

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen.

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