FC Würzburger Kickers U23: Strafmilderung durch Selbstanzeige! Wechselfehler gab es schon immer, wer aber macht da keine Hausaufgaben?

 

Im Fußball gab es schon die kuriosesten Wechselfehler, die aus dem Profibereich werden flugs bekannt, die weiter unten, bei den Amateuren, und dort kommen etliche vor, weniger – manchmal sind es auch echte „Tricksereien“, Einsätze von Spielern, die gar nicht spielberechtigt wären, aber man möchte ja besonders in den untersten Klassen sein Team „aufmotzen“. Die Schiedsgerichte auf regionaler Ebene, müssen oft „nacharbeiten“ und prüfen. Nun möchten wir weder bei den Profis, noch bei der U23 des FC Würzburger Kickers böse Absicht unterstellen! Aber „Unwissenheit“ allemal, und es sei angemerkt, dass die Erste Mannschaft der Würzburger Kickers immerhin in der 2.Bundesliga spielt. Deshalb: Man merkt, auch im Profifußball kocht man nur „mit Wasser“, aber die Verantwortlichen sollten ihre Hausaufgaben schon richtig machen, um Schaden zu vermeiden, und eben nicht nachbessern zu müssen. Kurz, die U23 des FC Würzburger Kickers setzte unerlaubt mehr als die erlaubten 3 Spieler ein, die älter als 23 sein dürfen. Aber nicht nur in der Bayern-Liga Nord passierte so ein Lapsus, auch im Profibereich gab es schon Verwechslungen der Regeln bei Einwechslungen…

So hieß es dann in dem Artikel des Donaukurier vor wenigen Tagen:

Selbstanzeige wirkt sich strafmildernd aus

Nürnberg (dme) Am Dienstagnachmittag hat das Sportgericht Bayern bei seiner Sitzung in Nürnberg eine Spielwertung in der Bayernliga Nord vorgenommen. Dem FC Würzburger Kickers II wird gemäß Paragraf 77, Absatz 1 der Rechts- und Verfahrensordnung (RVO) wegen unzulässigem Spielereinsatz mit einem Abzug von drei Punkten und mit einer Geldstrafe in Höhe von 150 Euro belegt.

Nürnberg: Bayernliga Nord: FC Würzburger Kickers II hat Spieler unzulässigerweise eingesetzt Drei Punkte für 1. FC Sand –

Jedenfalls ist U23-Trainer Claudiu Boizesan nicht allein mit diesem Lapsus, und eines steht fest, Boizesan gehört zu den sehr guten Trainern seiner Zunft im Junioren- und Amateurbereich. Aber was hilft es dem Trainer und dem Club, wenn letztendlich Punkte (zurecht) aberkannt werden müssen? Am Ende wird die Rechnung gemacht, und wenn dann ausgerechnet diese Punkte für einen Aufstieg fehlen oder über einen Abstieg entscheiden … wer möchte da schon verantwortlich gemacht werden?
Fakt ist, vor jeder Saison müssen die Regeln intern in einem Workshop oder Info-Gespräch wiederholt werden. Die eine Seite, Spielleitung, denkt sich, ach, keine neuen Regeln, also alles klar!  Die andere, sportliche Seite, schimpft und ärgert sich oft danach: Komisch, hat uns keiner je gesagt, wir dachten…
A u f k l ä r u n g  tut Not ! Intern!
Die Bild-Zeitung listete einmal die sieben Einwechslungen, die in die Hose gingen, auf    oder: Größte Trainer-Irrtümer Deutschlands
Ob Rehhagel, Trapattoni, Christoph Daum, oder gar dem Trainer aller Trainer schlechthin, Weisweiler, allen sind Wechselfehler bereits unterlaufen, bei Daum und Rehhagel noch zu Zeiten, als es darum ging, wie viele Nicht-EU-Ausländer zusätzlich auf dem Feld stehen durften, und wieviele EU-Ausländer gestattet waren. Da konnte man schnell den Überblick verlieren, auch als Deutscher Meister. Immerhin wurde z. B. Rehhagel über einen Einwechselfehler informiert, von einem Funktionär, Schjönberg verletzte sich, und Rehhagel schickte Ojigwe aufs Feld, und schon waren es kurzzeitig 3 Nicht-EU-Spieler! Also versuchte Trainerfuchs Rehhagel seinen Fehler möglichst unbemerkt zu beheben, rief seinen Abwehrchef Hany Ramzy an die Linie, redete auf ihn ein, und nach drei Minuten fing Hamzy plötzlich an zu humpeln, und wurde für Koch ausgewechselt. Da hatten es aber schon die anderen, auch DFB-Funktionäre, bemerkt.
Auch Hennes Weisweiler brachte einen dritten Ausländer, damals, 1977, waren nur zwei erlaubt. Es blieb ohne Konsequenzen, weil der 1. FC Köln sowieso mit 0:4 in Frankfurt unterlag.
Die Schmach von Leeds muss sich der Meistertrainer des VfB und Besiktas Istanbul anrechnen lassen. Anno 1992 passierte dann das Malheure:
Daum wechselt den Jugoslawen Simanic in der 83. Minute ein, obwohl mit dessen Landsmann Dubajic, dem Schweizer Knup und dem Isländer Sverisson schon drei Ausländer auf dem Rasen sind. Es gibt ein Wiederholungsspiel, das der VfB verliert. Stuttgart ist raus.
Bei Giovanni Trapattoni ging es weniger um ausländische Spieler, als viel mehr um eingesetzte Vertragsamateure! Und jeder weiß, es war Trapattonis erste Saison, und der Maestro zählte auf junge talentierte Spieler… und, woher sollte „Trap“ auch das deutsche Regelwerk kennen?

Hamann ist einer zu viel

Die Bayern führten in der zweiten Halbzeit bereits mit 3:2, als Trapattoni in der 73. Minute seinen größten beruflichen Fehler beging. Der Bayern-Trainer wechselte für den Stürmer Marcel Witeczek den defensiveren Dietmar Hamann ein. Dumm nur, dass mit Sven Scheuer, Sammy Kuffour und Marco Grimm bereits drei Vertragsamateure auf dem Feld standen. Auch Hamann war damals noch Amateur und damit der vierte in der Bayern-Elf – einer zu viel. Auf dem Spielfeld drehten die Münchner weiter auf und trafen noch zum 5:2-Endstand.

Am Ende gingen die Punkte an Eintracht Frankfurt. In seiner zweiten Schaffensperiode in München wurde Trapattoni später noch Deutscher Meister und Pokalsieger, und es unterliefen ihm keine Wechselfehler mehr…

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen.

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