SV98-NLZ-Leiter Björn Kopper: „Im Optimalfall greift jedes Zahnrad ins nächste“

Alle blicken nun gespannt nach Darmstadt, was sich dort in der kommenden Saison bewegen wird. Die Profis der Lilien, bei denen einst auch Bruno Labbadia spielte, sind im Deutschen Fußball-Oberhaus, der 1.Bundesliga, wieder angekommen. Und auch die U19 wird ab der kommenden Saison in der höchsten Spielklasse bei den Junioren antreten. Einer, der zwar im Hintergrund arbeitet, aber gehörigen Anteil am Erfolg hat, ist der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), Björn Kopper. Wie der gebürtige Darmstädter zum Job kam, und wie sein Arbeitsalltag aussieht, erzählt Björn Kopper, der Lehrer für Sport und Geschichte, hier.

Hallo, Herr Kopper, Glückwunsch zum Aufstieg der U19, und seit wann gibt es die Zertifizierung zum NLZ-Standort, wann kam das Okay, und waren Sie von Beginn an dabei?

Vielen Dank. Wir hatten bereits zu Drittligazeiten auf freiwilliger Basis die Zertifizierung als Nachwuchsleistungszentrum angestrebt. In die Zertifizierungsphase fiel dann der Aufstieg der Profis in die 2. Bundesliga. Letztlich wurden wir von DFL und DFB dann Anfang Oktober 2014 offiziell als Nachwuchsleistungszentrum anerkannt. Ich selbst bin seit 1998 bei den Lilien, zunächst als Trainer im Nachwuchsbereich, ab 2007 als Leiter des Leistungszentrums und Trainer in Doppelfunktion. Inzwischen bin ich seit Beginn der Saison 2014/15 kein Mannschaftstrainer mehr. Die Aufgaben als NLZ-Leiter sind so umfangreich, dass eine zusätzliche Trainertätigkeit der Arbeit mit der Mannschaft nicht gerecht werden würde.

Wie sind Sie eigentlich NLZ-Leiter geworden?

Das 2007 neu gewählte Präsidium um Hans Kessler, kam in Person von Peter Haas, der damals im Präsidium für den Nachwuchsbereich zuständig war, auf mich zu und fragte mich, ob ich die Leitung des Nachwuchsbereichs bei den Lilien übernehmen wolle. Ich musste nicht lange überlegen…

Die Hürden und Regeln oder Voraussetzungen ein NLZ leiten zu dürfen, sind ja vom DFB recht hoch, der SV Darmstadt 98 begann ja bereits in der 3. Liga damit, wie Sie erwähnten. Wie ging alles vor sich?

Ja genau, es war das Bestreben des Nachwuchsbereichs und des Präsidiums, bereits zu Drittligazeiten freiwillig die Anerkennung als NLZ zu erlangen. Natürlich müssen die Kriterien dafür erfüllt werden, die auch für Zweitligisten gelten. Alle waren sich einig, dass dies ein logischer Schritt sein muss, um den Nachwuchsbereich weiter zu bringen.

Als Club und Mitarbeiter steckt man viel Arbeit und Enthusiasmus hinein, wirken sich denn Erfolge des NLZ schon aus, auch mit diesem Aufstieg, oder muss man sich von solchen großen Erfolgen frei machen? Steht ein NLZ einfach nur für das Weiterbringen und für die gute Ausbildung von talentierten Spielern?

Die Erfolge in dieser Saison wie der Aufstieg der U19 in die Bundesliga oder auch der Aufstieg der U15 in die Regionalliga, ebenfalls die höchste deutsche Jugendliga im U15-Bereich, sind natürlich toll für jeden Mitarbeiter im Nachwuchsleistungszentrum. Es ist der ergebnistechnische Lohn für die Arbeit und den Aufwand, die jeder Trainer und Mitarbeiter im NLZ betreibt. Daher freut das alle sehr und treibt jeden an. Im Nachwuchsbereich greift im Optimalfall jedes Zahnrad ins nächste. Jede Altersstufe leistet Vorarbeit, auf die der nächste Altersbereich aufbauen kann. Daher sind solche Teamerfolge wie die der U19 oder U15 oder auch die Aufstiege der U14 und U16 als jüngere Jahrgänge in die neu gegründeten Verbandsligen, eine schöne Bestätigung.  Natürlich ist es aber wichtig, dass die Ausbildung unserer Talente immer über allem steht.

Wie sieht Ihr ganz gewöhnlicher Arbeitsalltag am Böllenfalltor aus?

Neben der Koordination  und Organisation der Teams von U19 bis zur U10 geht es natürlich um den Austausch über einzelne Spieler und deren Entwicklung, Förderung unserer eigenen Talente, Weiterentwicklung unserer Ausbildungskonzepte, Elterngespräche, Abstimmung mit den Schulen der Spieler. Zudem steht natürlich die Trainings- und Spielbeobachtungen der einzelnen NLZ-Teams, sowie das Scouting externer Spieler im Vordergrund. Aktuell nimmt die Planung des Neubaus bzw. die Erweiterung unseres NLZ-Trainingszentrums viel Zeit in Anspruch. Alles in allem also sehr vielfältige und spannende Aufgaben, die das Arbeiten nie langweilig werden lassen.

Beschreiben Sie bitte kurz U19-Coach Richard Hasa und seinen Trainerstab.

Richard macht seit drei Jahren zusammen mit seinem Trainerstab einen tollen Job. Er ist fachlich und menschlich top. Mit seiner ruhigen und zielstrebigen Art führt er die U19 hervorragend und als Ex-Profi weiß er, wo die Jungs in ihren beiden letzten Juniorenjahren hinkommen müssen, um im Profibereich eine Chance zu haben.

Wie sehen Sie die kommende U19-Bundesligasaison, worauf muss man achten?

Wir reden von Deutschlands höchster Nachwuchsliga. Die Staffel Süd/Südwest gilt aufgrund Ihrer Zusammensetzung oftmals als die stärkste. Die Jungs werden sich darauf einstellen müssen, dass das Spiel schneller ist als in der Hessenliga und man in jedem Spiel an die Leistungsgrenze gehen muss, um etwas Zählbares mitzunehmen. Natürlich ist unser Ziel der Klassenerhalt, um auch in der darauffolgenden Saison wieder in der U19-Bundeliga starten zu können.

Danke, Herr Kopper, dass Sie sich Zeit für das Interview genommen haben.

 

 

 

 

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen.

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