Trainer-Karrieren und Biografien: Heute einmal aus dem TENNIS – Günther Bosch machte Boris Becker zum Superstar. Nur Bosch und Manager Ion Tiriac glaubten einst an Boris‘ großes Talent. Genie und Wahnsinn lagen bei diesem Trio immer ganz nah beieinander

Warum Günther Bosch, warum der Tennissport in diesem Blog?

Weil momentan Boris Becker wieder in aller Munde ist, wenn auch meist im Boulevard mit Negativschlagzeilen, wegen seiner finanziellen Misere. Außerdem geht es indirekt um (falsche) Berater und Talentscoting. Zum Klatsch über Boris: Genaueres weiß keiner, die einen behaupten, sie wüssten alles (besser), der andere, Hauptakteur, Becker, dementiert und demonstriert, nie ginge es ihm besser als momentan. die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte, und Becker wäre nicht der erste Profisportler, der einfach falsch beraten wurde, auch weil er selbst ein bisschen blauäugig war. Aber, jeder muss und sollte sich auf sein Management, auf seine Berater verlassen können.

Man kann auch sagen, Boris Becker ist und bleibt Deutschlands Aushängeschild im Tennis, und er bleibt eine Legende. Doch, es ginge ihm vielleicht heute noch besser, hätte Becker irgendwann nicht ad hoc, ohne Not, sein Trainer- und Managerteam ausgewechselt. Es lag zwar in der Natur der Sache, Boris wurde erwachsen, und wollte sich der Omnipräsenz eines Günther Boschs (Trainer und lange auch Vaterersatz) sowie Ion Tiriac entledigen. Danach spielte Boris Becker zwar noch gut, auch über Jahre, nur, zu viele fremde Berater und falsche Freunde(?) hefteten sich an seine Fersen. Ion Tiriac, ein Magnat, Mäzen und Impresario noch immer in Rumänien und in Europa, bereut und bedauert nichts, doch er weiß genauso wie Günther Bosch, einen zweiten Boris Becker fanden sie nie wieder, andersrum, Boris Becker fand nie wieder so professionelle Typen, wie die beiden Rumänen, die an Boris quasi fest glaubten, als dieser im deutschen Tennis-Verband beinahe durchgefallen, bzw. als für „nicht gut genug“ befuden wurde. Von Experten. Es sei angemerkt, Günther Bosch und Ion Tiriac, waren einst selbst Tennisprofis. Bosch entdeckte Boris, und erzählte Tiriac von einem extrem neuen und ungewöhnlichen Talent. Bosch war sich nicht zu schade, Tiriac mit ins Boot zu holen, damit sich Bosch und Boris Becker aufs Wesentliche, den Sport, konzentrieren konnten. Tiriac hielt die „böse Welt mit den oberflächlichen Menschen“ von Boris fern – so lang es eben ging. Die drei feierten so gesehen Boris‘ größte Erfolge gemeinsam: die Wimbledonsiege 1985 und 1986. Ein Jahr später trennten sich die Wege von Bosch und Becker. Becker in einer kurzen Stellungnahme: „Ich brauche einen Trainer, der nicht Tag und Nacht auf mich aufpasst.“ Der Profi war flügge geworden.   Ion Tiriac, der ehemalige Eishockey- und Tennisprofi, betreute Becker noch sechs Jahre länger bis 1993. Tiriac war schon damals ein Tausendsassa, und sein Netzwerk hat es bis heute in sich. Kurz, ein Ion Tiriac und auch Bosch als DTB-Trainer damals, wären auch ohne Boris Beckers Erfolg finanziell unabhängig gewesen. Dass Beckers Erfolge natürlich auch auf sie „ausstrahlte“, versteht sich selbstredend. Beide hüteten ihr Juwel mit Argusaugen, schlechte Einflüsse, in Form anderer Freizeitaktivitäten, wollten Tiriac wie Bosch zu lange fern halten. Ein Mittelweg wäre vielleicht richtig gewesen. So lebten sie sich auseinander.

Wir werden hier ein paar Links mit Gesprächen und Interviews auflisten, mit und zu Günther Bosch, der ja auch ein sehr tolles Buch über „Boris“ und die gemeinsame Zeit schrieb.

Wir wollen hier aufzeigen, wie wichtig es ist (im Tennis oder anderen Einzelsportarten fast noch mehr als im Mannschaftssport Fußball), seinen eigenen Expertisen und Einschätzungen zu vertrauen, egal wie viele Personen dagegen reden und raten. Es ist teils sehr abenteuerlich, dass uns als Fans und Deutschland allgemein, ein Typ wie Boris Becker, Tennisspieler und „Kämpfer“, beinahe verloren gegangen wäre… weil andere Profis eben nicht auf ihn zählten.

Bei Bosch fallen Wörter und Attribute wie Antizipation, Authentizität, Kraft, schmerzfrei, nie aufgebend – alles auf Boris gemünzt. Nicht immer fällt sowas anderen Experten auf, besonders nicht denen, die über den Dingen stehen. Falsches Expertenwissen eben.

Wie gesagt, der Gossip über Boris ist das Eine, wer ihn aber authentisch in Interviews erlebt oder als Tennis-Experte im Fernsehen gehört hat, der weiß, dass Boris Becker ein ganz Großer ist und bleibt – nun auch als Technischer(Sportlicher) Direktor, „Head of men’s tennis“ beim DTB, und davor trieb Boris Novak Djokovic zu Höchstleistungen.

Günther Bosch, Ion Tiriac und Boris Becker, sie waren ein einmalige Trio, und jeder brachte sein Können gekonnt ein.

Hier, wie erwähnt, lesenswerte Artikel zu Günther Bosch, dem ehemaligen Trainer von Boris Becker, und Leiter einer Tennis-Akademie. Mit nunmehr 80 Jahren blickt Bosch oft melancholisch auf die Zeit mit Boris zurück:

http://www.spiegel.de/einestages/guenther-bosch-tennis-trainer-ueber-boris-becker-helmut-kohl-ion-tiriac-a-1182867.html

https://www.welt.de/sport/tennis/article162441970/Guenther-Bosch-sehnt-sich-nach-Versoehnung-mit-seinem-Boris.html

http://www.rp-online.de/sport/tennis/boris-becker-trainer-guenther-bosch-im-interview-aid-1.7215277

https://www.welt.de/sport/tennis/article167972375/Tiriac-wuerde-Becker-ohne-Weiteres-zehn-Millionen-geben.html

 

 

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen.

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