Trainerbiographie: Helenio Herrera – Der Taktiker, „Sklaventreiber“ und Erfinder des Catenaccio! Herrera tat Alles für den Erfolg

Heute, wo jeder vom schönen Spiel schwärmt, von Ballstafetten „en masse“, und wo erfolgreiches Spiel oft (und fälschlicherweise) an der Prozentzahl des Ballbesitzes gemessen wird, geriet ein Trainer immer mehr in den Hintergrund, der in den 60ger-Jahren enorme Erfolge feierte: Helenio Herrera(1997 gestorben), argentinischer Herkunft, feierte Erfolge im Europacup der Landesmeister (heute Champions League), sowie als Weltpokalsieger mit Inter Mailand. Aber auch in Spanien feierte Herrera Meisterschaften und Titel, zuletzt 1981 sogar mit dem FC Barcelona, als er die Copa del Rey gewann. Wegen seines selbst kreierten Spielstils und dessen System sowie Taktik, wurde Herrera jedoch oft „Totengräber des Fußballs“ genannt. Die Abwehr, und damit die Null, musste immer stehen. Ein System mit der Spieleraufteilung 5-4-1  oder gar 6-3-1 war keine Seltenheit. Was verkannt wird, spielerisch waren Herreras Akteure stets top auf der Höhe – jeder konnte etwas mit dem Ball anfangen, denn angerannt wurden seine Abwehrspieler von den Gegnern immer. Aber auch mentale Fitness war gefragt. Ob Guardiolas Bayern oder Enriques FC Barcelona von heute eine Lücke in Herreras Abwehrformation gefunden hätten? Herrera ließ seine Fußballer stets schnell ausschwärmen und kontern. Außerdem formulierte Herrera einmal eine „Gesetzestafel“ seiner Spielphilosophie – die Spieler gehorchten, für den Erfolg…

Man könnte auch sagen, Herreras Geist lebt noch weiter, wenn auch ein wenig weiterentwickelt im Spiel von heute. Man denke nur an José Mourinho, der einst mit INTER gegen die Bayern unter Louis Van Gaal die Champions League gewann. Schön spielten zwar die Bayern, aber effektiver das Team des Portugiesen. Ein 2:0 reichte im Finale. Oder Carlo Ancelotti mit Real Madrid bei den Bayern: ein 4:0-Auswärtssieg in München. Das war eine Lehrstunde selbst für Pep Guardiola. Zwar ließen weder Mourinho noch Ancelotti je so viel „Beton anrühren“ wie Helenio Herrera, aber: die sauber organisierte Abwehrreihen waren das A und O des Spiels. Gemixt mit schnellen Außenstürmern brachten sie alle Mannschaften in Verlegenheit. Herrera vor etlichen Jahren (60er und 70er), aber auch Mourinho und Ancelotti im Moment.

Pep Guardiola selbst pocht auf höhere Überlegenheit durch Ballbesitz und Positionsrochaden. Guardiola „hasst“ defensives Spiel, aber deutet die Defensive nur um: Angriff ist die beste Verteidigung.

Was Trainer dazu brauchen? Ob wie Herrera oder Mourinho sowie Ancelotti, oder aber Pep Guardiola, Enrique und deren Lehrmeister Van Gaal: Sie alle bauen auf intelligente Spieler die folgen, und die die Philosophie umsetzen!

Das C a t e n a c c i o – Riegelsystem – erfand Herrera nur, weil ein Gegner heftig attackierte, und er wollte das 1:0 über die Runden bringen.

Ein 4:3 oder 5:4? Undenkbar in der Welt eines Herrera (und ebenso eines Mourinho). Knappe Ergebnisse reichten um die Punkte zum Meisterschaftsgewinn einzufahren. (S)eine Binsenweisheit lautete, es käme nur auf das Ergebnis an – die Massen wollen Siege feiern.

So schrieb Herrera einmal Regeln nieder, um dessen Ziele zu erreichen, und händigte diese seinen Spielern aus!

Methoden und Ziele zum Erfolg:

  1. Mache stets das, was Du zuerst gedacht hast!
  2. Ein Spieler, der nicht alles gibt, gibt seiner Mannschaft nichts!
  3. Ein Spieler, der für sich spielt, hilft dem Gegner.
  4. Hart zu spielen und zu kämpfen, braucht keine Brutalität zu sein!
  5. Formel: Spielerische Klasse + Intelligenz + Fitness = Meisterschaft!
  6. Es gibt nichts schlimmeres, als durch fremde Methoden zu verlieren, dann lieber durch die eigenen!
  7. Die Moral der Mannschaft muss immer gut sein.
  8. Über alles steht einer, der die absolute Befehlsgewalt (oder Verantwortung) hat, der strengste Trainer der Welt, Helenio Herrera.

 

Damals war so ein Regelkatalog noch möglich, heute eher in einer abgewandelten Form. Aber einen wahren Kern enthalten diese Forderungen immer noch.

Seine Trainingseinheiten waren oft sehr hart. „Ein Spieler muss nur drei Dinge können: laufen, spielen und denken.“, lautete sein Credo.

Wie meinte Herrera? „Nur das Ergebnis zählt…“

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen.

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