Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der Italo-Böhme, Zdenek Zeman (sein Porträt auch hier im Blog), abermals in Italien landen würde. Zuletzt ging der tschechische Trainer beim FC Lugano von selbst, nachdem er dort, einer Sensation gleich, den Abstieg verhindert hatte – mit einer blutjungen Mannschaft. Zeman trainiert ab sofort wieder den abstiegsbedrohnten Club Delfino Pescara – 14 Spiele bleiben Zeman, um das Team wieder auf Kurs zu bringen. Ganz ehrlich? Gut stehen die Chancen nicht, schließlich ist diese Mannschaft nicht mit der Zeman-Aufstiegself von 2012 zu vergleichen. Kaum aufgestiegen, verließ Zeman Pescara in Richtung Roma, wo er jedoch nie glücklich werden sollte. Es folgten noch Cagliari und eben der FC Lugano in der Schweiz. Zdenek Zeman fühlt sich mit seinen 69 Jahren noch „jung genug“, um dem Fußball viel zu geben.
Diesmal gleicht der Auftrag einem Himmelfahrtskommando – nur die Liebe und der Wahnsinn zum Fußball, haben Zdenek Zeman, den alten Mann des italienischen Calcio, dieses Angebot wohl annehmen lassen – „Ja, es ist die Liebe auch zur Stadt Pescara“, wie Zeman bei der Pressekonferenz bestätigte.
Pescara ist derzeit mit gerade einmal 9 mageren Pünktchen Tabellenletzter. Andererseits, was hat Zeman schon zu verlieren – der tschechische Kettenraucher kann nur gewinnen. Zumindest wirkt das kleine Pescara und die Fanszene wieder wie elektrisiert. Zeman kann nur Offensive, auf Abwehr spielen zu lassen, war noch nie seine Maxime. (Nebenbei angemerkt, Ralf Rangnick beobachtete und studierte vor Jahren gern die Trainingseinheiten von Zeman; damals bei Foggia „Zemanlandia“)
Zeman ist sich voll bewusst, worauf er sich eingelassen hat. Zeman in der PK von gestern: „Ich hoffe schon, dass mir das Team folgen wird, und alles zeigt, was es kann.“ Außerdem sei es schließlich „Motivation genug“, in Europa nicht als schlechtestes Team „die Saison zu beenden!“
Pescara träumt von der Wiederholung eines Märchens, das wäre diesmal die Rettung in der Serie A. Zeman jedenfalls brennt, wie die vielen Zigaretten, die er sich bei Spielbeobachtungen und in den Halbzeitpausen gern ansteckt. Der Italo-Böhme hat auch gleich wieder seinen „Kult-Assistenten“, noch aus Zeiten bei Foggia, Vincenzo Cangelosi, mitgebracht – der den Tschechen bisher auch sonst überall mithin begleitete. Beide sind zudem passionierte Kartenspieler.
Nun möchte Zeman also sein flexibles 4-3-3 in Pescara möglichst schnell implementieren, im Wissen, dass das Team zwar nichts zu verlieren hat, er es aber auch nicht „überfordern“ darf. Die Zeit drängt, Punkte müssen her.
Zeman weiß genau, „wir sind in einer ganz anderen Situation als damals“, jetzt seien Einsatz, Disziplin und Mut gefragt, so der Trainer. Man müsse als Spieler „alles geben“, um keine „schlechte Figur“ zu machen – also blamieren wollen sie sich ab jetzt nicht mehr, so Zeman.
„Ich kann den Spielern noch viel beibringen“, ist Zeman überzeugt, und er glaube „sehr an das Machbare“, und zwinkert schelmisch mit den Augen, am liebsten würde er sich sowieso gleich eine Zigarette anzünden. Doch im Raum herrscht Rauchverbot…
Das nächste Spiel im Zyklus Zemans ist Zuhause gegen Genova. Eine Überraschung wäre drin.
Die Serie A hat ihren „Offensiv-Zauberer“ Zeman wieder.
Links zu Zdenek Zeman, dessen Weg wir schon seit über 25 Jahren verfolgen:
http://www.rund-magazin.de/news/1111/76/Zeman-in-Rom/
https://checkfussballberater.de/zdenek-zeman-der-magier-von-cornaredo/