Fußball, Club-Porträt und Biographien, Teil 1: „Im Herzen der Berge – der ASV Natz hebt ab“ – mit Augenmaß und gesunder Planung, soll in Natz Etwas Neues entstehen – vielleicht eine Oase, für junge und hungrige Spieler, die genug Talent haben, um auch weiter wachsen zu wollen? Eines ist klar, ohne harte und ehrliche Arbeit geht da droben in Südtirol gar nichts. Aber: dem fußballverrückten Dorf bei Brixen soll ein attraktiver Fußball geboten werden!

Eine neue Ära im Südtiroler Fußball beginnt mit Alex Schraffl und einem Dorf, das Großes vorhat.

Wenn man sich von Brixen den Hang hinaufschlängelt, vorbei an Apfelbäumen, Hotelchalets und duftenden Wiesen, erreicht man ein Dorf, das nicht nur ein Urlaubsidyll ist – sondern seit Jahren auch eine kleine, aber feine Fußballhochburg: Der ASV, aber im Volksmund kurz, FC Natz genannt. In der 1. Amateurliga ließ man zuletzt nichts anbrennen und sicherte sich verdient den Meistertitel. Doch damit nicht genug: Jetzt will man auch in der Landesliga, vergleichbar mit der Verbandsliga Baden-Württemberg, ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Große Clubs und deren Scouts und Trainer haben immer einen Blick auf das kleine Dorf Natz. Diese schöne steile Strecke nehmen sie gern auf sich.

Was nach einem typischen Aufsteigertraum klingt, hat in Natz Hand und Fuß – und das liegt vor allem an einem Mann: Alex Schraffl.

Und das Trainerteam um Alex Schraffl steht!

Ein Fußballfachmann kehrt heim

Der 50-jährige Brixner ist kein Unbekannter in der italienischen Fußballszene. Zwölf Jahre lang formte und leitete er die Nachwuchsabteilung beim FC Südtirol, jenem aufstrebenden Profiklub, der in den letzten Jahren den Durchmarsch in die Serie B schaffte. Acht Spieler, die aktuell im Serie-B-Kader des FCS stehen, wurden unter Schraffls Ägide ausgebildet. Einer von ihnen schaffte sogar den Sprung in die Serie A.

„Wir haben dort eine starke Akademie aufgebaut. Darauf bin ich stolz“, sagt Schraffl – mit der ruhigen Stimme eines Mannes, der nicht laut werden muss, um gehört zu werden. Und auch wir von Checkfussballberater.de sind ein Stück weit Stolz, seit über 10 Jahren mit Alex Schraffl in regelmäßigem Austausch zu stehen.

Jetzt ist Schraffl zurück in seiner Heimat, zurück im „Bergdorf über Brixen“, wie er es nennt. Und wer ihn kennt, weiß: Er kommt nicht, um nostalgisch in alten Zeiten zu schwelgen – sondern, um etwas Neues aufzubauen. Dazu hat der Fußballfachmann noch so viel Power, so viel Energie und Gestaltungswillen, um junge hungrige Spieler in Kombination mit „erfahrenen Spielern“, weiter zu bringen, zu formen – nicht nur als Fußballer, sondern auch als Männer, uomini veri.

Eine langjährige Freundschaft, die verbindet – Offenheit und Kritikfähigkeit, die stets konstruktiv ist!

Frischer Wind auf 890 Metern

Der FC Natz ist bereit für den nächsten Schritt. Mit einem jungen, dynamischen Funktionsteam, einem durchdachten Staff und einer gesunden Mischung aus erfahrenen Spielern und hungrigen Talenten will man das „Abenteuer Landesliga“ nicht nur überstehen, sondern aktiv mitgestalten.

Mit an Bord ist auch Hannes Peintner, Sportdirektor, ehemaliger Spieler, Lokalpflanze. Und: Ein Mann, der einst selbst unter Schraffl spielte. Hannes Peintner: „Der Alex war schon immer ein starker und fordernder, aber nie überfordernder Trainer, und ich war 18, als ich unter ihm in der Ersten spielte“, erzählt Peintner, im Hauptberuf Holzbau-Ingenieur. Das verbindet natürlich. Obwohl sich die Wege danach trennten, Alex Schraffl, der studierte Pädagoge, ging zum FC Südtirol, damals noch in der Lega Pro, die 3. Liga – und Hannes Peintner absolvierte seine Ausbildung und dessen Studium in Italien, Deutschland und Schweden – wo „Hannes“ natürlich auch den Fußball international beobachtete. Heute trägt Peintner Verantwortung – nicht nur sportlich, sondern auch kaufmännisch. Er identifiziert sich zu „100 % mit dem Verein.“

„Wir wollen den FC Natz als Plattform für junge Spieler entwickeln – mit einer klaren Handschrift, und damit den Club in der höchsten Spielklasse auch etablieren“, sagt Hannes Peintner.

Dass diese Plattform bereits funktioniert, zeigte sich jüngst: Zwei Nachwuchskicker aus Deutschland absolvierten ein Probetraining – organisiert von Sandro Palmeri, Sportdirektor und Spieleragent aus Waiblingen, sowie Giovanni Deriu, langjähriger Scout und Netzwerker. Die beiden kennen Schraffl seit über 12 Jahren. Der Kontakt wurde nie gekappt – im Gegenteil: Man vertraut sich, man arbeitet zusammen. Und, was man schätzt, gerade bei Spielerprofilen und Empfehlungen – die konstruktive Kritik und Ansätze, passende Spieler zu finden, die auch charakterlich passen! Ein ganz wichtiger Aspekt… (und oft unterschätzt! So, aber auch jüngst bei unserer Fortbildung der FIGC, des italienischen Verbandes für Beobachter und Scouts, immer wieder vom Dozenten Gianfranco Multineddu wiederholt…)

Zweieinhalb Tage Probetraining für die Spieler Mardo Mourera, einem spielstarken Mittelstürmer (22), sowie Oleg Scheiermann (18), einem Abwehr-Allrounder mit Offensivqualitäten, sehr ballsicher und antizipierend, der für sein junges Alter schon herumgekommen ist (Bundesliga-Juniorenteams), und eine gute Ausbildung genossen hat. Das Team mit Trainer Alex Schraffl ist da für die beiden die richtige Adresse, um weiter ausgebildet zu werden, und das Maximale herauszuholen. Krönung des Wochenendes? Ein Testspiel gegen US Lecce – Serie A – direkt in Natz, während des Trainingslagers der Süditaliener mit Trainer Eusebio Di Francesco, der oft und gern Underdogs der Serie A trainiert. (Das Testspiel ging nur 0:11 verloren – in einer Halbzeit stand es 0:8, in der 2. HZ fielen nur drei weitere Treffer für den Erstligisten – und Mourera wie Scheiermann spielten je 45 Minuten, und machten dennoch mit den Natzern, bella figura, jeder hatte seine Impressionen gegen die Profis! Darauf kam es auch an – bei Zweikämpfen und in der Raumaufteilung nicht klein beizugeben)

Hannes Peintner, als Sportdirektor mit Weitblick, in Gesprächen mit den etwaigen Neuzugängen…

„Solche Kooperationen entstehen nur, wenn Vertrauen, Netzwerk und Seriosität zusammenkommen“, sagt Giovanni Deriu, der Schraffl einen „Garanten für fundierte Jugendarbeit“ nennt. Beziehungsweise für einen Trainer mit Weitblick im Amateur- und Profifußball, der junge Spieler weiterentwickeln kann…

Vision und Bodenhaftung

Was in Natz passiert, ist kein Strohfeuer. Hier arbeitet ein Team mit Weitblick – und der nötigen Demut. Man weiß, woher man kommt. Aber man weiß auch, wo man hinwill. Fußball wird hier gelebt – wie in ganz Italien, nur eben auf fast 900 Metern Seehöhe.

Die Trainingsplätze sind top, das Spiel auf dem gepflegten Rasen (auch deshalb kommen Bundesligisten gern hier her, der FC Heidenheim war auch hier, danach gleich US Lecce aus Italiens Serie A), das Umfeld familiär, die Atmosphäre professionell. Hier oben, wo gefühlt jedes zweite Holzhaus ein Wellnesshotel ist, wächst auch etwas Großes im Fußballbereich.

Mardo Mourera und Oleg Scheiermann, motiviert vor dem Probetraining und Testmatch gegen Lecce!

Und Alex Schraffl? Der wirkt so zufrieden wie lange nicht mehr – zurück auf dem Platz, zurück im direkten Austausch mit Spielern, Eltern, Scouts, Kollegen. Seine Augen funkeln, wenn er von Ideen, Spielern, Trainingsinhalten spricht. Bereits nach den ersten Trainingseinheiten, und zum gegenseitigen Kennenlernen meinten Mardo Mourera und Oleg Scheiermann auch gegenüber #TM Suedtirol, quasi unisono: „Das Training macht Spaß, ist intensiv, der Trainer ein Fachmann, der klare Ansagen macht…“, und die Mannschaft habe beide sehr gut aufgenommen.

Fortsetzung folgt…Denn was der FC Natz aufbaut, verdient nicht nur Applaus – sondern auch Aufmerksamkeit.

GiD

Mein kongenialer Partner Sandro Palmeri und in der Mitte, Trainer Eusebio Di Francesco, US Lecce.

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Lehrer und Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen. ◾⚽ Auch Sportjournalismus, und besonders dieser Info-Blog und diese Website der Porträts und Biographien ist ohne Zeit und Rechercheaufwand (nebenberuflich) nicht zu 'wuppen'. Für kleine Spenden und Unterstützungen sind Wir Euch jederzeit dankbar, auch wenn es nur für einen Espresso an der Bar ist - dort entstehn meist neue Ideen und Storys. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut. Für neue Geschichten und Recherchen, hier die Bankverbindung, IBAN: DE58 6149 0150 1124 9940 09 VR-Bank Ostalb, Schwäbisch Gmünd. Verwendungszweck: Zuwendung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert