Zwei Neue, zwei Typen, ein Ziel
Wenn man in Natz dieser Tage über den gepflegten Trainingsplatz blickt, sieht man nicht nur das idyllische Bergpanorama, sondern auch zwei, die sofort ins Auge stechen: Oleg Scheiermann und Mardochee „Mardo“ Mourera – zwei Fußballer mit einer ganz eigenen Geschichte, Charakter und einem Traum. Und beide haben jetzt ein neues Ziel vor Augen: den Weg über Südtirol in Richtung Profifußball. Und das Zeug dazu, haben beide, wie von einigen Experten, darunter Uefa-Pro-Trainern sowie A-Lizenz-Inhaber analysiert wurde. (Jeder weiß, auch wenn Sandro Palmeri und ich über Jahre ein gutes Auge, auch als Juniorentrainer entwickelten, lassen wir stets Spieler gegenchecken… und jeder weiß auch, manchmal bedarf es andere Wege, um nach vorn zu kommen!)

Oleg – Disziplin, Technik, Willensstärke
Der eine ist gerade mal 18, kommt aus einem gut organisierten Fußballhintergrund – aber hat längst seine eigenen Wege eingeschlagen. Oleg Scheiermann, Defensivspieler mit ausgezeichneter Technik und einem bemerkenswerten Auge für Spielsituationen, hat Stationen bei TSG Hoffenheim, Sandhausen und Magdeburg hinter sich. Früh weg von daheim, früh auf sich allein gestellt – ein Spieler, der gelernt hat, Verantwortung zu übernehmen. Nicht immer lief alles rund, aber auch Rückschläge hauten ihn nicht um, im Gegenteil, er hat einen festen Glauben an sich selbst, es schaffen zu können. Im Testmatch gegen US Lecce, kam es öfter zum direkten Vergleich mit dem Leihstürmer des AC Milan, Francesco Camarda, und Oleg machte auch eine gute Figur, bella figura – auch wenn der deutsche Defensivspezialist zugibt: „Das ist schon ein Guter. Spritzig und schnell, wie alle Profis auf diesem hohen Level…“, aber da möchte Oleg ja auch hinkommen.
Geprägt wurde Oleg Scheiermann vom heutigen FSV-Waiblingen-Sportvorstand Sandro Palmeri, der als Jugendcoach nicht nur Regeln vermittelte, sondern vor allem Charakter formte. Das Ergebnis war danach eine „attraktive Spielweise“, von der man heute noch überregional schwärmt.
„Nicht die Mama packt die Sporttasche. Wer Profi werden will, muss sich selbst organisieren. Sonst Bank – egal, wie gut du bist“, so Palmeri trocken. Das war schon das Motto vor über acht Jahren.
Und genau das blieb hängen. Oleg, einst Teil der legendären U15 des FSV Waiblingen, die selbst Bayern, Juve und Lissabon das Fürchten lehrte, bringt diese Werte nun mit nach Südtirol. Und die Eltern, die damals wie heute dabei sind – unterstützend, aber nie wie die bekannten „Helikoptereltern“, überall hineinreden zu wollen, im Gegenteil – sie vertrauen, und wir vertrauen ihnen. Ihr Junge, Oleg, muss seinen Weg selbst gehen. Und das tut er. Es ist aber schön, wenn die Eltern die ersten Schritte im Ausland begleiten, und mitfiebern – auch mit dem zweiten Probespieler und Sportskameraden.


Mardo – Der Stürmer mit Hunger
Und dann ist da Mardo Mourera, 23 Jahre alt, Stürmer, kongolesische Wurzeln, entdeckt in der Kreisliga rund um Stuttgart, wo man gerne übersieht, wie viele Rohdiamanten eigentlich auf staubigen Plätzen schlummern. Doch Palmeri und Deriu übersehen nichts. Palmeri glaubte immer an Mourera, schon nach seiner ersten Sichtung, auch als viele andere noch dagegenredeten. Giovanni Deriu, stets in Austausch mit Sandro Palmeri und dessen Meistertrainer Catizone beim FSV Waiblingen, analysierte Mardo ausgiebig, und meint auch: „Da ist noch viel mehr Potential – ausschlaggebend wird aber sein, wie sehr sich Mardo auf die Ziele fokussieren kann…“ – genau diese Meinung teilt auch Sandro Palmeri, der Mardo in zahlreichen Gesprächen, auf das neue „gemeinsame Projekt“ vorbereitete.
Mardo, körperlich stark, zielstrebig, torgefährlich, war ein Baustein für den Meistertitel und Aufstieg des FSV. Doch dann kam der Punkt: der Kader muss kleiner werden, so Palmeri. Keine einfache Entscheidung, aber: „Ich musste Mardo neue Wege aufzeigen – denn sein Potenzial ist da. Aber er braucht, eine Bühne.“
Diese Bühne könnte nun Natz sein. Die Mannschaft, echte Südtiroler, hat Mardo und Oleg „super aufgenommen!“

Der Plan: Südtirol als Sprungbrett
Gemeinsam mit Giovanni Deriu, dem Scout und Spielervermittler mit Herz, wurde eine Perspektive erarbeitet: Ein duales Modell aus Fußball und Ausbildung, eingebettet in semiprofessionelle Strukturen, wie sie beim FC Natz nun unter Schraffl und Peintner mit Leben gefüllt werden.
„Es geht nicht darum, Luftschlösser zu bauen“, sagt Deriu, „sondern um konkrete Schritte – Trainingslager, Testspiele, Feedback, Integration.“
Schon beim ersten Probetraining hinterließen beide Jungs Eindruck. Besonders das Testspiel gegen US Lecce, das zufällig während deren Trainingslager in Natz stattfand, war eine Art Standortbestimmung. Und was man hörte: positiv. Sehr positiv. Vor allem aber auch, von der menschlichen Seite.

Ein Verein als Plattform
Der FC (ASV) Natz wird damit zur kleinen, feinen Talenteschmiede – ein Ort, an dem Fußballträume nicht mit Pathos verkauft, sondern mit Bodenhaftung angepackt werden. Ein Klub, der Spielern wie Oleg und Mardo nicht nur Trikot und Kabine bietet – sondern ein echtes Sprungbrett. Es sei aber auch angemerkt, dass in diesem Team noch andere entwicklungsfähige italienische Spieler bereit sind, alles zu geben.
Und wer Schraffl kennt, der weiß: Hier wird niemand verheizt. Hier wird entwickelt.
„Ich bin kein Träumer. Ich bin Fußballarbeiter“, sagt Schraffl. Und das merkt man.
Was bleibt?
Zwei Jungs, zwei Wege, ein Ziel. Und ein Verein, der sich als Heimat anbietet – in einem Bergdorf, wo man sich kennt, sich hilft, aber auch fordert. Wo Holzfassaden nicht nur Hotels zieren, sondern Geschichten erzählen.
Und genau hier – im Herzen Südtirols – beginnt vielleicht das nächste Fußballmärchen. Dass Scouts regelmäßig den Weg nach Natz und Brixen finden, hat sich längst herumgesprochen…
Fortsetzung folgt. Versprochen.
GiD








