Milliarden von Euro aus Saudi Arabien überschwemmen den europäischen Fußballmarkt. Topstars erliegen den exorbitanten Millionensummen, und wechseln in die ‚Saudi Pro League‘. Dennoch kein Grund zur Sorge – dieser Trend wird bald wieder nachlassen…

Wie viele Clubs aus Saudi Arabien, in der Saudi Pro League, kennen Sie denn? Genau, kaum einen. Mit Mühe schafft man es, Cristiano Ronaldos Club, den FC Al-Nassr, ‚unfallfrei und frei Kopf‘ zu benennen und auszusprechen.

Cristiano Ronaldo, mit seinen nunmehr 38 Jahren, machte den Anfang, um im hohen Alter, und gegen Karriereende, nochmals so richtig gut zu verdienen. Erst als Spieler, danach auch als eine Art Botschafter für den Saudischen Fußball. Irgendwann, möglichst bald, wird sicher eine Fußball-Weltmeisterschaft, oder gar Club-WM vor Ort, stattfinden.

Anfangs wurde Cristiano belächelt, doch schon bald, und bis jetzt gerade aktuell in der Transferphase, folgen immer mehr Spieler Cristiano Ronaldo in die Saudische Pro League. Und, dabei handelt es sich nicht nur um Spieler, die dem Karriere-Sonnenuntergang entgegenblicken, sondern auch Kicker, im besten Fußballeralter, um auch noch in den europäischen Topligen sportlich etwas zu bewegen. Und, alles haben sie bereits ausgesorgt, und tolle Verträge bei ihren europäischen Vereinen. Nur, wollen sie das noch, befriedigt sie es noch? Ist es nicht reizvoller, mit weniger Stress und Druck, das Spiel in Saudi Arabien, selbst in der Profiliga, wirkt um einiges langsamer – vom Niveau her, ohne den Spielern und der Liga zu nahe treten zu wollen, wie eine mittelmäßige Dritte Liga, oder gar Regionalliga.

Die Summen, wie schon erwähnt, exorbitant, fern jeder Realität. Kurz, das Öl und der Euro sprudeln nur so. Europäische Clubs, zum Financial Fairplay verpflichtet, die Buchhaltung, Soll an Haben, die Bilanzen der Vereine werden gründlich geprüft – so leicht ist es nicht mehr, wie auch abermals Juventus Turin und auch ManCity merken mussten, PSG sowieso, ein bisschen buchhalterisch zu tricksen, den Schlauen zu machen, Spieler(be-)wertungen und Ablösesummen oder Gehälter, etwas anders zu deklarieren, es zählt:

  • man sollte und darf nur das ausgeben für neue Spieler, was man auch davor schon eingenommen hat. An- und Verkäufe, Verpflichtungen, und ausgewiesene Jahresgehälter, sowie „Handgelder“, Provisionen an die Spieler, allein für die Unterschrift, weil sie vertragsfrei wechseln können, muss alles nachvollziehbar ausgewiesen werden.
  • Ausgaben für Spieler, irgendwie als PR- und Marketing-Ausgaben umzuetikettieren, geht auch nicht mehr (so einfach) – Merchandisingeinnahmen aus vorausgeplanten Trikotverkäufen, die bekannte Summe X, müssen auch anders verbucht werden.
  • Sprich, die FIFA und Uefa kontrollieren noch strenger, noch genauer, um nicht dem Motto doch Recht zu geben, wonach „Geld doch Tore schießt!“ – der Reiche hat quasi immer Erfolg, auch mit unlauteren (Geld-)Mitteln, selbst wenn erst einmal auf dem Platz gewonnen werden muss – die bekannte ‚Unbekannte‘, was macht ein Coach aus dem Spielermaterial?

Jedenfalls hat Saudi Arabien den Boom aus China erst einmal abgelöst. Nur, dass ein Wechsel nach China rein kulturell noch besser bewerkstelligen war. Interessiert hat es den Westen hier jedoch kaum, obwohl auch dort sehr viel und gut verdient werden konnte – bis die Pandemie reingeschlagen hat, und die Spieler und Trainer wieder gen Europa abzogen – denn die Maßnahmen gegen das Covid19-Virus, samt der strengen Quarantänevorkehrungen, stoppte so quasi alles. Das gesamte gesellschaftliche Leben.

Dafür investieren chinesische Konsortien und globale Unternehmen und Brands gleich direkt in europäische Clubs, wie z. B. in Italien, bei Inter Mailand (Präsident Steven Zhang, der Junior, dessen Vater, Jindong Zhang, Chairman und Chef der Suning-Group ist). Und sie machen ihre Sache gut, haben Erfolg, und nutzen die Teams und Clubs dazu, ihren Firmennamen und die chinesischen Globalbrands, noch besser zu vermarkten. Der Europäische Markt ist ein neuer Markt, der ausgelotet werden soll. Systematisch, auch im Sport, gehen die Chinesischen Investoren sowieso vor, ohne die westliche Kultur irgendwie ‚unterdrücken‘ zu wollen.

Anders das (kulturelle) Leben in Saudi Arabien, Fettnäpfchen sind vorprogrammiert, und die meisten Kicker, leben wie in einem Goldenen Käfig. (Gut, das wäre Weinen auf hohem Niveau), die Scheichs lesen den neuen ‚Profs‘ in der Liga jeden Wunsch von den Augen ab. Dennoch ist es eine andere Entscheidung, nach Saudi Arabien zu wechseln, oder eben nach China – oder sogar, wie Lionel Messi, nach Los Angeles (USA). In China herrschte auch eine ganz andere Aufbruchsstimmung, weil viele westliche Spieler und Trainer, bereits Entwicklungshilfe im Jugendbereich leisteten, und vor Ort, in fast jeder Provinz und Großstadt mit drei Millionen Einwohnern aufwärts, für Akademien und Infrastrukturen im Nachwuchsfußball und der Trainerausbildung sorgten.

Saudi Arabien, so wurde es jüngst live auf Radio Sportiva, https://www.radiosportiva.com/news/ , offen mit den Zuhörern diskutiert, „sei viel mehr eine Operettenliga, ein neues Monopoly, wie aus 1000 und einer Nacht“. Und, nur die Schwächsten unter den Kickern, oder eben diejenigen, die wirklich früh ausgesorgt haben wollen, würden dorthin wechseln.

Publizist, Stefano Cecchi, dazu auch bekennender Viola-Tifoso

Aber, man könne es ihnen auch nicht verdenken, das Geld lockt eben immer und überall.

Stefano Cecchi, Publizist und Sport-Meinungsmacher, dazu noch ein großer Fiorentina-Fan (AC Florenz), meinte zudem, niemals sei diese Saudische Liga und deren Fußball eine Gefahr für den Europäischen Fußball, im Gegenteil, pflichtete er einem Hörer zu, die Araber spülen neues Geld in die Serie A, die Clubs müssten anders planen, und ihre Kader noch kreativer zusammenstellen. Klar, sei es etwas skurril, wenn plötzlich auch Spieler wie Paul Pogba (gerade mal 30), oder der in Europa umworbene Sergej Milinkovic-Savic (erst 28, Lazio Rom), über einen Wechsel nach Saudi Arabien nachdenken würden. In eine Liga, ohne despektierlich klingen zu wollen, so Dottor‘ Cecchi, wo die Italiener und er selbst, nicht einmal die Namen der Clubs richtig aussprechen könnten, „il Alhaaalila, Nassr, Alhab…“, es sei einfach eine Parodie.

Die Araber wollten mit ihrem Geld wirklich Alles zusammenkaufen, was sie eben nicht haben. In etwa so, wie der kleine verwöhnte Junge, Sohn eines Notars oder Arztes, der zwar nicht kicken konnte, aber alle Freund kaufte, die gut waren, und der dann auch selbst in diesem Team kickte, meinte Stefano Cecchi auf seine typische analytische und amüsante Art, auf Radio Sportiva Microfono aperto, das offene Mikrophon https://www.podbean.com/ep/pb-ugp3e-14531be , offen einen Vergleich zog.

Okay, Cristiano Ronaldo, akzeptiert, geht auf die 40 zu, auch bei Karim Benzema, mit seinen 35, dazu noch Muslim, und seit Jahren bei Real Madrid auf höchstem Niveau, und alles gewonnen, könne man es nachvollziehen, dass er nach Saudi Arabien wechsele… und wohin? Zum Club Al-Ittihad.

Und wer spielt noch in Saudi Arabien? Siehe die Tabelle, die ständig aktualisiert wird: https://www.spox.com/de/sport/fussball/international/2307/Artikel/saudi-pro-league-transfers-2023-diese-stars-wechseln-zu-cristiano-ronaldo-nach-saudi-arabien.html

Stefano Cecchi ist überzeugt, selbst mit dem vielen Geld würde es Saudi Arabien nicht schaffen, puren Erfolg einzukaufen, der europäische Fußball würde immer erfolgreich bleiben, allein wegen der Infrastrukturen, die über Jahre gewachsen seien. So viel Wissen und Knowhow, können auch die Araber nicht einkaufen, aber irgendwas müssten sie ja vorhaben – bestimmt aber, die Bevölkerung bereits auf ein anderes Großereignis vorzubereiten. Und, um einen neuen Markt zu erschließen?

Die eingekauften Spieler dienen den PR-Zwecken, deren Popularität soll die Saudi Pro League etwas pushen.

Stefano Cecchi ist felsenfest überzeugt, in Saudi Arabien werden diese Spieler, die des Geldes wegen dorthin wechseln, nie an einer Art „Geschichte“ des Erfolgs arbeiten werden. Dazu sei die Liga und auch das Umfeld einfach nicht kompetitiv genug. Die arabische Welt habe ihn, Cecchi, zwar immer fasziniert, aber dort leben?, das sei eine ganz andere Frage. Egal welches Geld ihm geboten würde.

Das arabische Ambiente, der Fußball generell, seine ganze Historie? Ist in Saudi Arabien im Gegensatz zu Italien gar nicht gegeben. Da sei sogar China prädestinierter gewesen, den Fußballsport zu verändern. Auch diese Phase des arabischen „Spiels“ am Transfermarkt, werde den Fußball nicht verändern – es sei momentan eine transitorische Phase, Geld werde in die europäische Ligen zugeführt, dafür gehen Spieler, und vielleicht würden dann mehr italienische Talente neu entdeckt oder mit neuen Augen gesehen.

  • Ein Radiozuhörer wirft ein, komisch, dass nun Spieler in die arabische Liga wechseln würden, die sonst immer moralisch auf Menschenrechte hingewiesen hätten, und für diese sogar auf die Knie gegangen seien. Opinionist Stefano Cecchi, man hört sein süffisantes Lächeln, pflichtet dem Zuhörer bei. Mit dem Geld, so meinen Sie, werden Prinzipien über den Haufen geworfen?
  • Cecchi wolle den Arabern und Fans sicher nicht deren Emtionen und Leidenschaft absprechen, auch sie interessieren sich für den (neuen) Fußball, aber, so der Publizist und Fiorentinafan, „aber bei uns in Italien, wird der Fußball im Alltag einfach ganz anders gelebt… er ist nicht nur Spektakel, er ist viel mehr, er gehört zum italienischen Alltag, er ist Kultur – fast wie eine Uniform, einen Anzug, den man überwirft…“, für einen Club zu sein, das heißt auch, die Philosophie, die Geschichte des Clubs, Freud und Leid, wirklich auszuleben. Das ist das schöne, das Echte, am Fußball. Schon deshalb, sei der arabische Fußball mit den Millionen, eben nur eine Phase…