Calcio al dente – Die Squadra Azzurra geht mit einem neuen Trainer und Kapitän in die nächsten Spiele. Italien fiebert dem Einstand von „Mister“ Spalletti entgegen. Er war definitiv die beste Wahl für einen ‚Neuanfang’…

(K)ein Märchen aus 1000 und einer Nacht – für Roberto Mancini ganz sicher – dem scheidenden Nationaltrainer gönnt man all die Millionen, die er als Coach der Saudischen Nationalelf nun in drei Jahren verdienen kann. Nur, dabei machte er, das kann man sagen, und dieser Meinung sind auch Arrigo Sacchi und Fabio Capello, die Trainer-Legenden und erfolgreichen Champions-League-Gewinner (mit dem AC Milan) eine „brutta figuraccia“ – eine ganz schlechte Figur. Roberto Mancini hätte sich einen besseren Abgang gestalten können… Tempi passati!

DER NEUE MANN am Steuer der Azzurri heißt nun LUCIANO SPALLETTI, die meisten Tifosi in Italien wollten ihn unbedingt, und auch die Fußball-Experten schrieben ihn herbei. Ein starker Charakterkopf allemal, und frischgebackener Meister mit der SSC Napoli. Außerdem hat Spalletti als ehemaliger, wie er selbst meint, „mittelmäßiger Profi“, seinen Trainerschein von ganz unten beginnend, bei kleineren Teams, Schritt für Schritt (auf)gebaut.

Dass Spalletti mit INTER, der Roma, sowie Napoli stets für einen attraktiven Fußball sorgte, ist überall bekannt. Und selbst seinen Auslandsaufenthalt in Russland, bei St. Petersburg, krönte er mit zwei Meisterschaften und Pokalsiegen. Ja, auch in Russland setzte er sich mit seiner, nicht ganz leichten Art, erfolgreich durch. Sie mochten, und sie mögen ihn im Land von Väterchen Frost noch immer.

Für den, in der Toskana geborenen und aufgewachsenen, Luciano Spalletti, mag es hingegen doch wie ein sehr schönes Märchen vorkommen, als habe er genau auf diese Aufgabe gewartet – die mitnichten leichter ist, als weiterhin als Clubtrainer irgendwo tätig zu sein – im Gegenteil, über 70 Millionen „Nationaltrainer“ fühlen sich berufen, die Squadra Azzurra zu coachen, oder zumindest, für die Aufstellung zuständig zu sein. Der Calcio und die Azzurri in Italien, das ist eine (inter)nationale Angelegenheit. Aber, so viel ist gewiss, Spalletti bringt alles mit, um, Achtung(!) vieles besser zu machen, als Vorgänger Roberto Mancini

Wie, werden sich nun manche fragen, besser als Mancini, wo doch Mancini die Squadra Azzurra mit starken Typen zum Europameisterschafts-Titelgewinn in London führte? Ja, man darf nämlich nicht vergessen, dass Mancini ebenso wie Ventura zuvor, eine WM-Teilnahme (die in Qatar) vergeigte. Das war eine echte Schmach, gegen Nordmazedonien die WM-Teilnahme verpasst zu haben.

Die Zeit ist reif, für einen „Neustart“, The Great Reset, für Italiens Nationalteam. Und wie für Spalletti bekannt, haute er gleich Pflöcke ein – er setzte sein ganz eigenes Team hinter dem Team zusammen – die Staff, aus Bekannten und treuen Mitarbeitern, die ihn seit Jahren begleiten – aber sorgte auch für ein Ausrufezeichen im ersten Trainingslager in Coverciano, indem er den Kapitän und dessen Ersatz, sowie den Spielerrat, aus erfahrenen Spielern zusammensetze, von denen man Engagement und tiefe Inbrunst, für das Land erwarten könne, und, so Spalletti, „auch müsse“. Doch der Reihe nach.

Auf Checkfussballberater.de haben wir uns bereits in der Vergangenheit mit Luciano Spalletti beschäftigt, als er Inter Mailand wieder in die Spur brachte, vor ca. fünf Jahren. Spalletti gehört zu den wahren Spiel- und Gegner-Analysten, ohne jedoch sein Spiel oder seine Philosophie zu sehr am Gegner zu orientieren.

Wir erinnern uns zum Beispiel, am Ende seiner Zeit bei der Roma, als auch Francesco Totti verabschiedet, und die Roma dazu noch Zweiter für die Champions-League wurde, 2016/17, dahinter folgte als Dritter die SSC Napoli von Maurizio Sarri, da beschäftigte sich Spalletti vielmehr mit dem schönen reifen Spiel von Neapel mit Sarri (damals wurde Juve Meister, und Roma sowie SSC Napoli landeten dahinter). Ja, auch über das Verhältnis zu Totti wurde immer wieder viel geschrieben -Spalletti hatte sich nie gefürchtet, auch FT10, immer wieder auf die Bank zu setzen, die Legende der Roma – jedoch niemals, um diesen zu demütigen, nur, Spallettis Ansichten nach, war Totti nimmer für 90 Minuten prädestiniert, Spallettis Plan jedoch sei immer gewesen, dass Totti zielgerichtet eingesetzt und einen schönen Abschied bekommen würde – was am Ende auch so geschehen ist, trotz aller Spannungen. Luciano Spalletti hat sich einen Ruf erworben, der geschätzt wird, aber aus dem auch hervorgeht, dass Spalletti recht schwierig sein kann, und sehr direkt in seiner Kritik – selbst wenn der „CT“ und „Mister“ selbst sagt, es nie persönlich zu meinen, sondern immer in der Sache.

  • Der Nationaltrainer Spalletti legt los:

Die ersten Spiele liegen bereits an. Am 09. September in Nordmazedonien, sowie am 12.09.23 daheim gegen die Ukraine, wenn Punkte für die EM24 in Deutschland gesammelt werden müssen. Die Vorbereitungszeit seit Mancinis Ausscheiden am 15. August ist daher sehr knapp. Aber Spalletti wäre nicht Spalletti, würde er darin nicht eine echte Herausforderung und ein „Ciao, Hallo-Wach!“, für Italiens ambitionierte Spieler und für die Presse sehen. Spalletti möchte alle wachrütteln…

  • Ein Zeichen setzte der Mister schon damit, dass er erst einmal, Jorginho und Verratti nicht nominierte für den Kader, aus dem sich dann die Aufstellungen für die zwei Spiele speisen werden… Und, auch interessant – Ciro Immobile soll der Kapitän sein. Die Presse fragt zudem, wer wird der neue Stürmer der Azzurri? Immobile oder Retegui (Italo-Argentinier bei Genua FC )? Warum, so fragen viele, können nicht beide spielen…?

Luciano Spalletti sorgte schon für Überraschungen beim Azzurri-Kader…

  • Nichtsdestotrotz, so auch unser geschätzter Experte und Dozent an der Sportschule in Coverciano, Gianfranco Multineddu, „bisher alles richtig gemacht“, habe Spalletti. Und Multineddu, gefragt als Fußballfachmann und beim Scouting in Italien, sagte schon früh, nach Mancinis kuriosem Abschied, „Also meiner Meinung nach, ist Luciano Spalletti die allerbeste Lösung, er bringt momentan alles mit, Italien erfolgreich zu machen….“. Dass Spalletti Verratti erst mal ausrangiert habe, bedeute noch nichts, so Multineddu. Luciano Spalletti teste nun viel, außerdem sein Verratti auch angeschlagen gewesen. Man muss wissen, Gianfranco Multineddu hat Verratti einst entdeckt und die Trainer in Pescara forciert, ihn zu bringen, „Marco war damals einfach reif…“. Und, Verratti wird sicher auch wieder berücksichtigt.

Luciano Spalletti tankt in seiner Heimat auf

Der neue Nationaltrainer Italiens hat sich schon immer gern in der puren Natur aufgehalten – und, Fußball ist nicht alles, Resilienz und Freizeit, um auf andere Gedanken zu kommen, sind für Spalletti immens wichtig.

Spalletti und dessen Familie, sein engster Kreis also, führen eine etablierte und höherwertige Agricultura, die Landwirtschaft, mit dem „Agriturismo“, dem gutsituierten Tourismus. Gediegene und ländliche Atmosphäre, mit selbst angebautem und gekeltertem Wein – namenlich „Bordocampo“ – der Seitenlinie

Dort komme der Mister auf neue Ideen, wie zum Beispiel Trainingseinheiten auszusehen haben, oder wen er eben in den Kader beruft. Ein großes Areal, mit angelegtem See und vielen Tieren, so wie es sich eben gehört in einer Landwirtschaft. Gäste können dort urlauben, aber auch auch mithelfen… Und, Massentourismus ist natürlich nicht damit gemeint. Es bleibt alles überschaubar, auf dem Anwesen, dem Refugium, von Luciano Spalletti, und er erzählte erst neulich darüber, in diesem sehenswerten Video, von und mit Spalletti – genauso wie er auch gern über den Fußball und die Spieler erzählt. Leise, besinnlich, aber auch offen und direkt, Spalletti eben: „LA RIMESSA EXPERIENCE“, (https://www.larimessa.info/ ) , die toskanische Lebensart des Luciano Spalletti – wäre schön, es würde etwas auf das Spiel der Squadra Azzurra davon abfärben…

giovanni deriu

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Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen.

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