Neue Jobbeschreibung: „Kaderplaner“ gesucht – Was eigentlich der Chefscout ist, macht heute der Kaderplaner!?

 

Kaderplaner? Oder doch eher Chefscout und Sportdirektor?

Immer öfter stößt man in letzter Zeit auf den Begriff „Kaderplaner“. Der VfB wollte sich unter Robin Dutt gar drei leisten! Gebt dem Kind einfach einen neuen Namen? Nicht wenige Experten und Fachleute aus der Fußballbranche schmunzeln ein wenig. Gang und Gäbe sind ja die neuen Berufsbezeichnungen aus der freien Wirtschaft, vom Hausmeister zum „Facility Manager“. Wie dem auch sei, wir versuchen eine Annäherung.

Vor etlichen Jahren sagte der Trainer, ich wünsche mir „den und jenen Spieler“, sprach es mit dem Vorstand und Manager ab, und die setzten alle Hebel in Bewegung, des Trainers Wünsche zu erfüllen. Der Manager traf Berater, Anwälte und Eltern der Spieler, klopfte die Ablöse und Gehaltsvorstellungen ab.

Der Trainer hatte noch vor 15 bis 20 Jahren alles im Griff, und stellte seinen Kader zusammen, so wie er es für richtig hielt, das „Administrative“ überließ er anderen.

In England ist von je her bekannt, dass der Trainer quasi „Teammanager“ genannt wird, weil er eben alles rund ums Team machte und plante. Trainingssteuerung, Analysen des eigenen und gegnerischen Teams. Und auch die Kaderplanung fiel daher in sein Spezialgebiet. Trainer und Trainerstab tauschen sich ja aus, decken unterschiedliche Aufgabenbereiche ab, und wissen eigentlich Alles und ums Sportliche.

Fakt ist, je mehr Berater und Vermittler den Fußballmarkt „überschwämmten“, mussten auch neue „Zwischenhändler“ der Clubs installiert werden. Diese Zwischenhändler, oder „Verhandler“, haben von nun an das Budget, die Auflagen und Scoutingberichte/Analysen mit im Auge, und sagen dem Trainer dann heute, ob der Spielerwunsch des Trainers „machbar“ ist oder nicht. Schnell müsste im Negativfall eine Alternative her. Felix Magath war noch zuletzt in Fulham, auf Schalke und besonders beim VfL Wolfsburg alles in „Personalunion“. Trainer, Manager, Sportdirektor, und „Kaderplaner“ – sowieso. Das hatte zur Folge, dass ein Magath aber auch fast 24 Stunden am Tag für den Verein im Einsatz war, aber eben auch die Kontrolle darüber hatte, was er und kein anderer, ausgemacht und besprochen hatte. Natürlich stützte sich Magath auf Expertisen seriöser Scouts.

Entweder kann man die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen (was nicht immer hohe Kosten verursacht, denn in der 2. Bundesliga und 3. Liga sind die Gehälter der so genannten Kaderplaner oft sehr übersichtlich und überschaubar, ja, sie werden oft mit einem normalen Erzieher-bzw. Produktionsmitarbeiter-Gehalt um die 3000,-€ brutto zufriedengestellt – manchmal auch als Freiberufler-, andere sagen, „abgespeist“, bei Misserfolg sind sie die letzte „Bratwurst“ im Club und müssen gehen), oder aber man bündelt alles rund ums Spitzenteam, und hier sprechen wir von den Topclubs im In- und Ausland, in wenigen Händen, und achtete auf den Spielraum mit dem Budegt.

Eine gut funktionierende Scouting-Abteilung, mit Videoanalysten, sowie gut ausgebildete (Junioren-) Trainer und ein bewanderter Manager oder Sportdirektor sind sehr viel Wert. Dass der VfB Stuttgart in seiner Endphase unter Robin Dutt gar drei Kaderplaner einstellte, war wohl auch der VfB-Hybris geschuldet (Links zum Artikel unten!).

Eigentlich weiß ein Fußballlehrer, der immer auf dem Laufenden ist auch, wie sich sein Kader zusammenstellen sollte. Das Kaufmännische und Rechtliche war schon immer die Aufgabe anderer „Teamplayer“ in der Verwaltung!

Nicht nur Ernst Tanner, Geschäftsführer und Leiter der Scoutingabteilung bei RB Salzburg, sondern auch andere Fachleute der Branche bestätigten, dass sie selbst diesen Bereich mit-abdecken würden.

So kam es mir gegenüber mehrmals zur Aussage und zum Zitat, gefragt nach der Begrifflichkeit des „Kaderplaners“:

„Früher war das mal die Aufgabe von Sportdirektoren. Heutzutage repräsentieren diese aber lieber, als fachlich tief zu arbeiten…“

Es ist eben wie es ist, die Kaderplaner werden gelobt, wenn sie dem Trainer einen tollen und schlagfertigen Kader zusammen stellen konnten.

 

Zu empfehlen auch den Link unten, die WZ im Gespräch mit Michael Reschke, dem Bayern-Chefscout (davor Bayer Leverkusen), und wie sich vieles erklären lässt, oder auch nicht…

 

http://www.wz.de/home/sport/fussball/kaderplaner-michael-reschke-so-geht-der-perfekte-transfer-1.1701444

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.vfb-stuttgart-robin-dutt-holt-drei-kaderplaner.daafb248-04bd-4924-b3e8-040a1c3f8308.html

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert