Oft kann es schnell gehen, und wenn selbst die vermeintlichen Welt-Clubs eine schwächere Phase durchmachen, oder es harsche Niederlagen „hagelt“, sind auch Trainer mit Weltklasse-Format vor dem Schleudersitz nicht mehr sicher – sie fliegen schneller als man denkt. Tabula rasa machten die Bayern schnell, Carlo Ancelotti musste gehen, und Jupp Heynckes kam nach etwas Bedenkzeit (auf beiden Seiten). Anscheinend wollten die Bayern auf die Schnelle keinem ganz neuen Trainer das Vertrauen und die Macht des Neuaufbaus in Zukunft schenken. Die Meisterschaft muss her, und das Unmögliche in der Champions-League noch möglich gemacht werden – diese zu gewinnen, wobei andere Spitzenmannschaften in der Königsklasse vom Kader ganz anders aufgestellt sind. Auch in anderen Ligen wackeln bereits die Stühle, der AC Milan hinkt mit Trainer Vincenzo Montella den Erwartungen hinterher, nachdem viele Millionen Euro aus chinesischer Sponsorenhand investiert wurden. Das Derby gegen Inter 2:3 verloren, ein Unentschieden gegen AEK Athen in der Europa-League, alles viel zu wenig. Selbst ein Antonio Conte ist bei Chelsea London nicht mehr 100-Prozent sicher. Ein paar italienische Gazzetten und Checkfussballberater.de analysierten mögliche und derzeit freie Trainer, die immer in der Lage sind, Spitzenteams zu trainieren und, vor Allem, zu formen:
Natürlich Carlo Ancelotti, er gewann als Spieler und Trainer mit dem AC Milan die wertvollsten Trophäen. Champions-League, allein drei Mal als Trainer, sowie den Weltpokal für Clubs. Carlo Ancelotti kennt den italienischen Traditionsverein wie kaum ein anderer. Ancelotti trägt das Milan-Gen in sich. Aber, Ancelotti selbst möchte nach dem Engagement bei den Bayern für den Rest der Saison abschalten – also fast ein knappes Jahr Pause machen.
Walter Mazzarri, mit 56 nur zwei Jahre jünger als Ancelotti, wurde in England beim FC Watford nicht wirklich glücklich, und konnte nicht an seine Erfolge beim SSC Neapel vor Sarri anknüpfen, denn den SSC Neapel hatte Mazzarri quasi wieder in die Serie A geführt. Danach bei INTER fehlte ihm allerdings auch die Fortune… Mazzarri steht dennoch für eine moderne und flexible Spielweise.
Rino Gattuso, 39, kennt jedes Kind, nicht nur in Italien – „mach den Gattuso“, was so viel heißt, wie im Mittelfeld als Abfangjäger defensiv alles abzuräumen. Gattuso steht für das Kämpfen und „niemals aufgeben“, seine Technik war zwar vorhanden, aber eher limitiert. Dennoch ist auch Gattuso als Weltmeister (2006) und Champions-League-Sieger eine Legende in Italien und besonders bei Milan.
Dazu ist Rino Gattuso bereits in Milanello im Club, denn er trainiert seit Kurzem die U21 des Clubs, die Primavera. Davor trainierte er als Spielertrainer den FC Sion, sowie Palermo, weniger erfolgreich, und dann endlich Pisa, wo sein Team erst knapp in den Aufstiegsspielen scheiterte, und eine Saison darauf doch in die Serie B aufstieg. Wegen Differenzen im Club warf Gattuso selbst den Job hin. Viele Fürsprecher für den Chefposten beim AC Milan dürfte er dennoch nicht haben…
Luis Enrique, 47, wird auch immer wieder ins Gespräch gebracht, und er pausiert bereits seit vergangener Saison. Der akribische Arbeiter kennt die Barca-Philosophie genauso wie Pep Guardiola wie kein anderer. Und, genauso wie Pep Guardiola gilt aber auch Enrique als ziemlich schwierig.
Erfolge feierte Enrique nur in Spanien, mit der B-Mannschaft des FC Barcelona genauso wie mit der ersten Mannschaft. In drei Jahren immerhin 9 Titel, und die CL war auch darunter. Bei der AS Roma konnte Enrique allerdings nichts holen, die Roma landete im Mittelfeld der Tabelle, allerdings wurde ihm auch nicht mehr Zeit gegeben, und mit Totti konnte Enrique auch nicht so gut. Wegen dem enttäuschenden Verlauf, kündigte Enrique selbst früher. Über Celta de Vigo kam er wieder nach Barcelona. Selbst bei den Bayern war der Trainer kurz im Gespräch…
In der Liste folgt nun auch ein deutscher Trainer, mit viel Ansehen in Europa, obwohl er nur den DFB-Pokal gewann und die CL-Teilnahme (gleich 2 x) erreichte zum Abschied: Thomas Tuchel, 44, zuletzt beim BVB in Dortmund. Ein akribischer und detailversessener Arbeiter, der bereits als U19-Juniorentrainer beim FSV Mainz 05 die Meisterschaft feierte, und die erste Mannschaft immerhin zwei Mal in den europäischen Wettbewerb (Europa-League) brachte, mit wenig Mitteln. Bekannt sind die Berichte, wonach sich Tuchel oft zum Austausch mit Pep Guardiola traf, und in einem Berliner Restaurant bis in den frühen Morgen mit Speisekarte, Salz- und Pfefferstreuern sowie Gläsern die Spielsysteme und Taktiken nachstellte… also: absolut fuballverliebt und positiv verrückt. Dazu noch jung, nur, würde Tuchel überhaupt zum AC Milan wollen? Wahrscheinlicher wäre evtl. ein Engagement bei den Bayern, wenn Uli Hoeneß den Mut dazu hätte.
Paulo Sousa, 47, auch ein Kenner des italienischen, aber sowohl auch des europäischen Fußballs. Wenn er redet und erklärt, spitzen die Spieler die Ohren. Der portugiesische Trainer ist immer noch eine Legende in Portugal, aber auch bei der Alten Dame Juve und sogar in Dortmund bei der Borussia, steht Paulo Susa hoch im Kurs. Mit beiden Mannschaften gewann Sousa die Champions-League als Spieler. 1997 gar mit der Borussia in München ausgerechnet gegen Juventus. Als Trainer führten ihn seine Wege nach England, ja sogar zu Maccabi Tel Aviv, doch erst beim FC Basel und letzt, nach seinen zwei Jahren bei der Fiorentina, machte sich Sousa einen Namen als moderner Trainer, der die Offensive liebt, aber gern schon das Mittelfeld dicht mit zwei Sechsern besetzt. Sousa war selbst ein genialer offensiver wie defensiver Mittelfeldspieler.
Sousa wird auch immer wieder bei der Borussia gehandelt. Paulo Sousa spricht gut Deutsch. In Italien hielten ihm Kritiker nur vor, er sei oft zu ruhig und fühle sich eher als „Fußballphilosoph“.
Laurent Blanc, 51, als Spieler Weltmeister, gilt in Frankreich als Legende. Als Spieler war Blanc bei den größten europäischen Clubs als technisch versierter Abwehrspieler aktiv: Auxerre, Olympic Marseille, sowie beim FC Barcelona, Inter Mailand und Manchester United. Etliche Meisterschaften feierte der stille Franzose, und genauso als Trainer in Frankreich. Vier Meisterschaften und zwei Pokalsiege. Sein Wort hat Gewicht, und Italien kennt Blanc auch…
Milans Legende auf Ewig, und immer wieder im Gespräch, ist Marco van Basten! Besonders beim AC Milan ist er der Größte, prägte der Niederländer mit seinen Mitspielern Ruud Gullit und Rijkaard unter Trainer Arrigo Sacchi doch die glorreiche Zeit mit den Siegen im Cup der Landesmeister (später CL). Unvergessen seine zahlreichen Tore als Stürmer, und vielleicht besonders das Tor anno 1988 in München beim Finale gegen Russland.
124 Tore erzielte van Basten für den AC Milan und war schon davor bei Ajax treffsicher. Marco van Basten wurde als Spieler und damit auch als Trainer sehr von Rinus Michels und Arrigo Sacchi geprägt. Komischerweise hatte van Basten bisher als Trainer nicht die Erfolge, obwohl er auch als Juniorentrainer bei Ajax begann, und dann immer wieder als Interims- oder Assistenztrainer, auch für die Nationalmannschaft im Einsatz war. Egal ob bei Ajax, oder wie in Heerenveen und Alkmaar, irgendwie stand sich Marco van Basten mit seinen hohen Ansprüchen an sich selbst(?) stets selbst im Weg, oder gesundheitliche Probleme machten ihm zu schaffen. Ist er vielleicht zu weich für den Trainerjob? Viele Experten sehen ihn eher als Technischer oder Sportlicher Direktor, der eine Philosophie und Systeme vorgibt, und das Monitoring übernimmt…
Momentan berät van Basten die FIFA als technischer Berater, und möchte mithelfen, den Fußball attraktiver zu machen. Sein Standing im Weltfußball hat er allemal… Gegebenenfalls wäre ein Trainer-Duo, van Basten/Gullit oder van Basten/van Gaal oder gar van Basten/ Donadoni eine Option für den AC Milan.
Louis Van Gaal, 66, wollte eigentlich seinen Lebensabend in Portugal genießen, nachdem sich der Holländer mit nur einem Titel(FA-Cup) bei Manchester United verabschiedet hatte. Davor wurde Van Gaal WM-Dritter 2014 in Brasilien. Nichtsdestotrotz, wo auch immer Van Gaal tätig war (Artikel auch hier im Blog), der sture und direkte Niederländer hatte Erfolg mit attraktivem Fußball. Man kann auch sagen, dass es Louis Van Gaal gewesen ist (mit Andries Jonker als Co-Trainer), der beim FC Bayern eine neue Ära des Offensivspiels einläutete. Von 2009 bis 2011 erreichte Van Gaal immerhin ein Double und stand mit einer neu formierten jungen Mannschaft im CL-Finale gegen Inter Mailand (0:2). Van Gaal kann Teams motivieren, aber manchmal wie Pep Guardiola auch überfordern. Wenn das Team jedoch Van Gaals Ideen und Vorgaben verinnerlicht, ist der Erfolg vor-programmiert. Zeit sollte man ihm aber geben. Die Frage ist, will sich der Niederländer diesen Stress noch einmal geben, oder doch lieber nur ein Nationalteam trainieren?
Gehandelt werden in Italien auch immer wieder Jürgen Klopp und Diego Simeone, doch beide machen momentan nicht den Eindruck, als wöllten sie ihre Clubs, FC Liverpool (Klopp) und Atletico Madrid (Simeone), verlassen. Zu hoch stehen beide auch im Kurs bei den jeweiligen Fans, selbst wenn, wie beim FC Liverpool der Erfolg auf sich warten lässt.
Simeone dagegen dürfte auf Dauer mehr wollen, als nur der Ewige Zweite oder Dritte, hinter Real Madrid und Barca zu sein. Zwar wurde Simeone bereits Meister und Europa-League-Sieger, aber dafür gingen zwei CL-Finals verloren, immer gegen den Stadtrivalen. Simeone ist ein Heißsporn voller Emotionen (genauso wie Klopp), und kommt immer authentisch daher.
Laufintensiv und attraktiv sind seine Spielsysteme und Spielweise: ein 4-4-2 oder auch ein 4-3-1-2 variabel gestaltet (4-3-2-1), lässt er sein Team flexibel umsetzen.
Aber zum AC Milan? In Italien käme wohl nur INTER Mailand in Frage, wo Simeone auch vergangene Saison ganz hoch gehandelt wurde, doch die Liebe zu Atletico ließ ihn doch bleiben – und INTER steht mit Neu-Trainer Luciano Spalletti wieder ganz oben…