
und Geschäftsführer der Nachwuchsabteilung von RB Salzburg, kennt flache Hierarchien und Kreativität.
Ernst Tanner: Natürlich gewinnt man viele Eindrücke, wenn man so viel unterwegs ist, wie ich. Ich möchte immer dazulernen, weil Stillstand im Fußball Rückschritt bedeutet. Jedenfalls bin ich über Talente und Ausbildungsprogramme für unsere Red Bull Academys gut im Bilde. Zusätzlich sichte ich auch andere Spieler bei anderen Clubs, die in Zukunft interessant werden könnten. Es ist zudem auch schon so, dass uns momentan sehr viele Spieler angeboten werden und da muss man auch ab und an einen Blick drauf werfen …
Ernst Tanner: In der Tat, es ist schon so, dass sich unsere Philosophie herum spricht. Die Nachhaltigkeit unserer Ausbildung im menschlichen sowie im fußballerischen Bereich für die Junioren ist unser oberstes Ziel. Wir gehen aber behutsam vor, und laden auch nicht jedes Talent zum Probetraining ein.
Ernst Tanner: Die Systeme und Systematiken im Sport richten sich immer nach den Zielen und Spielertypen eines Teams, ja, eines Vereins. Ralf Rangnick und Helmut Groß (Mentor von Rangnick und führte einst vor rund 30 Jahren nach dem Vorbild Ernst Happels die ballorientierte Raumdeckung in der schwäbischen Provinz mit dem SC Geislingen ein; Anm. der Red.) haben eine Spiel-Philosophie entwickelt, und damit einen Prozess in Gang gesetzt, der zwar auf Erkenntnissen aus der Zeit in Hoffenheim aufbaut, – es war ja nicht alles falsch, im Gegenteil, das Werk war nur unvollendet – aber dennoch ganz eigenständig für Salzburg steht. Im Vordergrund steht schon ein attraktiver und schneller Fußball. Wir gehen aber eigene Wege, und justieren immer wieder nach, deshalb arbeiten bei uns auch in jedem Bereich Spezialisten, die Besten der Besten. Im Trainerstab, im Gesundheitsbereich, im Athletiksektor und auch im Ernährungsbereich. Die Experten sehen sich alle als gleichwertige Zuarbeiter im Sinne der Ausbildungsphilosophie.
Ernst Tanner: Nun ja, so möchte ich es an uns auch nicht „aufhängen“ – aber klar ist auch, es gibt besonders bei den Spielprinzipien oft Nachahmer-Effekte. Auch beim DFB hat sich viel getan! Als um die Jahrtausendwende einige die Nachwuchsleistungszentren (NLZ) entstanden sowie mit Verbesserungen in der Trainer- und Talentsausbildungförderung, als mehr investiert wurde, wurde quasi der Grundstein für den Erfolg gelegt. So konnten sich Talente wie Lahm, Schweinsteiger und Podolski als Beispiel viel besser entwickeln. Im Jahr 2006 sowie 2010 waren sie noch nicht so weit, aber nun mit den 89er und 90er-Jahrgänge wie Khedira und Toni Kroos passte alles. Durch die Anzahl und Qualität der Spieler steht das deutsche Team sehr gut da. Die Systemfrage richtet sich nach der Kaderstruktur.
Ernst Tanner: Quasi alles, was die Spieler, von der Nummer Eins im Tor bis zum Reservespieler Nummer 23 so ausmacht. Nicht nur das Talent an sich, sondern auch, wie der Spieler lange Zeit über einen längeren Zeitraum mit anderen auskommt und seine Kraft einteilt, wie er diese sich in bestimmten Momenten und Situationen, vor allem auch auf dem Feld, bündeln kann verhält.
Nicht zu unterschätzen, ist die schwache flache Hierarchie im Team, die auch die Mannschaft in Brasilien auszeichnete. Soll heißen, das Team und der mannschaftliche Erfolg stehten heutzutage immer im Vordergrund – nicht der Einzelne ist allein wichtig, sondern der Anteil, den er zum Erfolg beitragen kann. Es waren elf nahezu gleichberechtigte Spieler.
Ernst Tanner: Das widerspricht sich ja auch nicht. Diesen Spielern muss man halt zeigen, wird im Training aufgezeigt, welche Vorteile sie bei entsprechenden Handlungen gewissen Spielabläufen und Laufwegen haben, dass sie dadurch oft noch effektiver werden ohne sich durch unnütze Aktionen zu verausgaben. Oder die Mannschaft versteht, was sie tun muss, um Tore durch diese Spieler zu erzielen. Ohne Automatisierung im Training geht wenig. Die Kreativität bleibt dennoch erhalten. Das wollen wir ja auch. Letztendlich wurde Deutschland in Brasilien Weltmeister, weil man aus vergangenen Fehlern lernte. Die Gegner wurden analysiert, Fehlerquellen ausgemacht, und das deutsche Team schlug eiskalt und souverän zu. Jeder Spieler beschränkte sich auf das, was er eben am besten fürs Team einbringen kann.