Calcio al dente: Der FC Heidenheim besteht die Generalprobe vor der Bundesliga-Feuertaufe! Mit 2:3 muss sich Hellas Verona zwar geschlagen geben, aber die Tifosi der ‚gialloblú‘ sind schon erstklassig!

Um ein Haar wäre Hellas Verona in der kommenden Saison nur in der italienischen Serie B, der zweiten Liga, spielberechtigt gewesen. Die Gelbblauen mussten nämlich in die „Verlängerung“, in ein Play Off Match, gegen den Mitkonkurrenten aus Spezia. Letztendlich ging alles gut, und Hellas Verona gewann das Entscheidungsspiel vor circa 10 000 Zuschauern, im Mapei Stadion von Reggio Emilia, mit 3:1 ( https://www.sport1.de/daten/internationaler-fussball/serie-a/live-ticker/opta_2365640/uebersicht ) .

Diesmal aber ging es also „nur“ zum Freundschaftsspiel (es stand aber auch ein Match um den ‚Max Liebhaber Pokal‘, eine Art Finalspiel auf dem Programm, und das reichte aus, um gegebenenfalls ausgelassen feiern zu können – man glaubte fast, nach dem 3:2-Sieg, der FCH habe die, wenn nicht Champions- so aber die Europa League gewonnen…), wie übrigens bereits 2018, in die VOITH-Arena nach Heidenheim.

Und, der 1. FC Heidenheim nahm dieses Match auch gleich als Generalprobe für den gesamten Club, für die Feuertaufe in der 1. Bundesliga.

Herumgesprochen hat es sich bereits, dass die Fans (Tifosi) von Hellas Verona, ihrer Herzensmannschaft gern (fast) überall hinterherreisen. Egal wohin, egal wozu. Rund 300 Tifosi, vielleicht auch etwas mehr, fanden den Weg nach Heidenheim. Ein paar wenige kamen aus dem Großraum Stuttgart, die meisten aber tatsächlich aus Verona, oder dem Umland der regionalen Hauptstadt. Vom Gardasee reisten wohl die meisten an, genauso aus Österreich, wo viele Fans gerade sowieso auf Urlaub waren, wie ein paar sagten.

Nett auch, am Rande erwähnt, wie wir doch mit einem ganz harten „Tifosiclan“ aus Verona ins Gespräch kamen. Mit dem Vater und den Söhnen. Just da, als uns nämlich die netten und zuvorkommenden Security-Mitarbeiter vor der Vereinsgaststätte, kurz vor dem Mittagsimbiss mitteilten, in gedämpfter Stimme, wir mögen doch bitte unsere Fan-Utensilien, T-Shirts („bitte bedecken“), sowie die Schals und Mützen („bitte verstecken!“), bis wir quasi im Gästeblock seien. Und bitte, so die Dame der Security, hier „nicht singen“ oder laut sprechen – ihre Kollegen nickten betreten – die Ultras des FCH seien nämlich eher „rabiat und auch aggressiv“.

Wir gelobten, weder auf der Imbissterrasse, noch auf dem Weg zur Arena, auffallen zu wollen. Ja, sogar die Autos wurden umgeparkt, und zwar gleich auf dem Schotterplatz hinter dem Gästeblock der Arena. Und, das möchten wir festhalten, es funktionierte alles reibungslos. Immerhin. Die Polizeipräsenz war vielleicht etwas übertrieben, wie uns auch Beobachter und Kenner der Polizei leise zuflüsterte, aber, man wolle wohl für die 1. Bundesliga gut gewappnet sein. Man weiß ja nie, und bei ’solchen‘ FCH-Ultras? Aber, sie blieben unsichtbar und leise, und das ist auch gut.

Und, raus aus der „No Go Area“ bei den FCH-Fans, atmeten die Tifosi wahrlich auf, und die Gesänge konnten beginnen. Die trockenen Kehlen wurden mit Getränken benetzt, und Jung und Alt standen nebeneinander in der „Curva Sud“ von Heidenheim. Vater Elmar(!) Hafner, und dessen Söhne Zaccaria und Elia, sangen alle Lieder der Gialloblú voller Inbrunst mit, wie die meisten Tifosi. Auch Urgestein „Willy“, aus der Nähe des Lago di Garda angereist, in gerade mal sechs Stunden, sang mit, und erzählte von früher – den Zeiten Briegels und Elkjaer Larsens, als Hellas Verona tatsächlich und überraschend Meister wurde (Inter mit Rummenigge, Napoli mit Maradona, und Juve mit Platini und Rossi, ausgestochen)

Auch Hellas-Willy ist weit angereist. Einmal Gialloblú, immer Gelbblauer

Familie Hafner, wie der Vater, so die Söhne – Hellas Verona gehört zum Alltagsleben; ihnen hat es der Fußball, und der Reitsport angetan… / gid

Die Geschichte des Spiels ist eigentlich auch schnell erzählt:

Hellas Verona, inmitten der harten Saisonvorbereitung, spielte etwas mit schweren Beinen, aber taktisch gut eingestellt, ließ das junge Veroneser Team, Ball und Gegner laufen. Das Stellungsspiel passte, und zwei Mal schaffte es Hellas sogar in Führung zu gehen. Es war ein munteres und abwechslungsreiches Spiel. Djuric und Ngonge sorgten dafür, dass Hellas zur Halbzeit unter den frenetischen Anfeuerungsgesängen, mit 2:1 in die Kabinen ging.

Dem FCH-Team von Trainer Frank Schmidt merkte man aber an, dass es sich so leicht nicht geschlagen geben wollte. Mit einem ganz anderen Drive kam das Heidenheimer Team auf den Platz, und die Aktionen waren nun von mehr Intensität geprägt. Trainer Schmidts System, ein 4-1-3-2, das vorne variabel gespielt wurde, und somit oft versucht wurde, Überzahl zu schaffen, schien nun besser ausgespielt zu werden.

Hellas-Coach, der „Mister“, Marco Baroni ließ den „Weihnachtsbaum“, ein 4-3-2-1-System spielen. Und dies schien auch gut zu passen, wie gesagt, richtig durchstarten, und jeden Zweikampf bereits im Sprint zu gewinnen, war nicht die Absicht von Hellas Verona. Aber das Stellungsspiel, die Raumaufteilung passte soweit, und auch Hellas spielte sich mit den robusten Djuric, und Ngonge sowie Dawidowicz, immer wieder gute Chancen heraus. Der Schwede Hien und der schottische Spieler Josh Doig, spielten hinten in der Viererkette eine starke Rolle, aber auch Keeper Montipó und Ceccherini waren Stützen. Beide Teams waren vom Durchschnittsalter fast gleich aufgestellt – zumindest beide Kader liegen bei 25 Jahren, nur dass Hellas mehr Juniorenspieler dabei hatte.

Bei Josh Doig kann man davon ausgehen, sollte sein Weg so weiterverlaufen, könnte irgendwann in naher Zukunft noch bei einem anderen Spitzenclub in Europa spielen. Vorerst ist er aber bei Hellas, wo ihn die Fans auch feiern.

Das 3:2 für Heidenheim war am Ende nicht unverdient, und Hellas kann mit diesem Ergebnis auch gut leben, zumal die Vorbereitungsphase noch nicht abgeschlossen ist, und man um die Stärke des FCH wusste.

Erstklassig, nicht nur in der Serie A, waren jedoch die Fans der Gialloblú.

Fans Gialloblú unter sich im Gästeblock, aber eine frühere Kollegin und FCH-Mitarbeiterin sagte „Hallo…“ / gid.

  • Hier noch ein paar Links zu Hellas Verona, auch ein früherer Beitrag von mir, auf RUND. Hellas Verona verfolge ich bereits seit 1983, und mit dem Scudetto wenig später, was einer echten Teamleistung über ein Jahr lang zu verdanken war, stieg meine Bewunderung für die Stadt und den Club, hinzu kam noch ein Buch über Hellas Verona, doch lest hier selbst…

Und hier unten der Buchtipp, EINE SAISON MIT VERONA, von Tim Parks.

Der FCH bei seiner Willkommens-Choreo, aber ansonsten blieben die FCH-Fans ziemlich leise!

Weite Anreisen der Hellas-Fans gehören dazu. Die Gelbblauen gelten auch in der Serie-A als reisefreudige Fans

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen.

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