FIGC, Squadra Azzurra: Scheidung auf Italienisch – Nationalcoach und Europameister, Roberto Mancini, sagt überraschend „Ciao, ciao, schön war’s…“ Nun werden Luciano Spalletti und Antonio Conte heiß gehandelt!

Die Nachricht hatte wie eine Bombe eingeschlagen, am Sonntag, des ‚Ferragosto‘-Wochenendes, wo fast alle Italiener am Strand, la Spiaggia, verweilten. Im Nu‘ gab es ab dem Mittagessen kein anderes Thema mehr für die Italiener: Il CT, Ci-ti, ‚Commissario tecnico‘, Roberto Mancini, Italiens Nationaltrainer, habe ganz unerwartet die Brocken hingeworfen.

Wie? Was? Warum? Habe er nicht noch vor kurzem, seinen eigenen Handlungsspielraum- und Verantwortungsbereich erweitert, weil er es so wollte, und der italienische Fußballverband, FIGC, habe es einfach so hin- und aufgenommen? Für Mancini schließlich, der Italien wieder den Stolz zurückgab, indem er das Land und die Squadra Azzurra, zum Europameister krönte, wolle der Verband schließlich alles machen -obwohl auch Roberto Mancini, die Weltmeisterschaftsteilnahme in Katar, unsäglich, gegen Nordmazedonien vergeigte.

Auf dem Höhepunkt bei der Squadra Azzurra in England…

Roberto Mancini, der frühere Nationalspieler und eine Legende des Clubs Sampdoria Genua, sollte ab sofort auch für die Nachwuchs-Nationalkader der U21 und U19 zuständig sein. Von ihm selbst erwünscht.

Nun also das AUS, von der Ferieninsel Mykonos, wo sich Mancini und dessen Frau aufhalten, am Samstagabend, in einem kurzen Communiqué, an den italienischen Fußballverband, kurz, knapp und teils auch emotionslos, mitgeteilt. Aus einer Laune heraus? (Das fragten sich dann alle Experten, Insider, Fachleute des Calcio, und der Nationaltrainers, darunter auch enge Teamkameraden von einst) MITNICHTEN, eher wohl überlegt, auch den Zeitpunkt, den der CT wählte…

Rund 30 Tage vor dem ersten Match gegen Mazedonien und die Ukraine, auf dem Weg zur Europameisterschaft in Deutschland. Und schon in wenigen Wochen müsse der Kader der Squadra Azzurra benannt werden. Wer bitteschön, soll das nun auf die schnelle, und doch wohlüberlegt, tun?

Roberto Mancini, hier auch als Motivator schlechthin – das Team gab alles

Natürlich wurden sogleich Namen gehandelt – und auch wir werden das im Auge behalten (haben wir doch schon vorab auf Instagram und Facebook, berichtet, und die Inhalte der Sportblätter und Sportsendungen im Radio wie Fernsehen, durchleuchtet), ganz groß im Rennen sind natürlich die Fußballlehrer, die erfolgreich sind und waren, und zugleich „frei wären“ momentan.

Da wären die (üblichen Verdächtigen), Luciano Spalletti, jüngst mit der SSC Napoli Meister geworden (wie übrigens auch in Russland mit St. Petersburg, gleich zwei Mal), dazu noch in Italien bei der Roma und mit Inter stets in der Champions League gespielt; oder aber Antonio Conte, nach seinem Aus bei Tottenham, in Wartestellung. Zudem war Conte bereits Nationaltrainer und prägte eine interessante Übergangszeit mit der Squadra Azzurra, als er ging, sagte er bewusst „Arrivederci“ auf Wiedersehen. Nur, ob er derzeit tatsächlich selbst möchte? Der mehrmalige Meistertrainer Juves, sowie als Spieler ein Kämpfer, zog es ja bekanntlich vor, täglich mit einer Mannschaft auf dem Platz zu stehen – die tägliche und wöchentliche Trainingsarbeit mit einem Team, präferiere er sehr.

Zwei, die gehandelt werden – die Squadra Azzurra zu führen…

Carlo Ancelotti? Der versprochene Bräutigam, wäre eigentlich prädestiniert für die Aufgabe, ABER: nach dieser letzten Saison mit Real Madrid, steht er mit einem Vertrag bereits in Brasilien für die Selecao im Wort. Der ‚Traualtar‘ ist gerichtet, Carlo Ancelotti, Champions-League-Rekordgewinner, muss in Brasilien nur noch „Ja“ sagen… Schade irgendwie.

Wer konnte aber auch denken, dass Roberto Mancini, quasi aus dem Nichts, die „Scheidung“ einreicht. Schatz, so Mancini zum Verband, FIGC, „schön war’s… aber ich bin leer und habe keinen Bock mehr!“ – die Erinnerungen an den EM-Titel wolle er aber immer im Herzen tragen. Schickte Mancini nach, in einem Post auf Instagram, selbst dessen Mutter war überrascht, und, es seien „rein persönliche Dinge“ gewesen, für diese Entscheidung… Eigentlich wie so oft, bei Trennungen, in denen der eine Partner, irgendwie die Form wahren, und nicht noch mehr Gefühle verletzen möchte. Irgendwie wirkte der Verbandspräsident Italiens, Gabriele Gravina dann doch bedröppelt und bedient. Nicht mal er habe es so kommen sehen, gab er zu Protokoll. Gefangen zwischen Anschuldigungen und Vermutungen der Medien – zu denen wir gleich kommen – und der Aufgabe, schnellstens einen würdigen Nachfolger zu finden, der die kommenden Aufgaben auch zügig angeht….

Nichts, rein gar nichts, wollte Gravina, selbst nach einem letzten Telefonat, Tage vor Mancinis Rücktritt, vernommen haben. Außer, dass sich Roberto Mancini insgesamt Gedanken mache… sehr kryptisch also, hörte sich Mancini schon an.

Europameister Mancini, als die Welt noch okay für ihn war…

Nun zu den allseits geäußerten und voller Spekulationen enthaltenen Vermutungen, in den Medien – durch Experten und Insider, was Mancini zu diesem Schritte bewogen haben könnte:

  • Das wäre dann wirklich zynisch – so die Gazzetta dello Sport (Bei Mancinis Abschied weht ein Hauch Zynismus mit….) – aber, so sei der Fußball nun einmal geworden, und erst recht, seit die Saudis mit ‚unmoralischen Angeboten‘ ums Eck kommen. Die Fans meinen selbst schon ironisch-sarkastisch, „lasst ihn dann ziehen, wenn ihm die Saudis wichtiger sind, als wir…“ WIR, die Tifosi, im ganzen Land.
  • Oder aber, Mancini war so angefressen, wurde auch vermutet, Radio Sportiva brachte diese Vermutung mitein, so dass selbst andere Experten ins Grübeln kamen, weil Verbandschef Gravina, die Torwartlegende Gianluigi Buffon zum Teammanager/Delegationsverantwortlicher auserkoren hatte, ohne etwa Roberto Mancini zu fragen? Anscheinend, das aber haben wir nur aufgegriffen, herrsche zwischen Buffon, dem Juve- und Azzurri-Idol eine kleine versteckte Feindschaft, noch aus den Tagen, als Mancini für Lazio Rom spielte, und Buffon als Keeper bei Parma. Mancini schoss sein wohl schönstes Tor gegen Buffon – so ein Experte im Radio. Danach dann war Buffon Rekordmeister bei Juve, und Juventus wird geliebt oder gehasst. Man erinnere sich, Roberto Mancini war ein eingefleischtes Samp-Kind und Familienmitglied, wie auch Gianluca Vialli (jüngst verstorben, und auch bei Juve später). Jedenfalls sollte Buffon nun als „Idol und Aushängeschild des italienischen Fußballs“, die Squadra Azzurra repräsentieren und neben Mancini irgendwie – ‚führen‘. Möglichst so wie Vialli, nämlich Mancini unterstützend, die Ideen festigend im Team…
  • hinzu kommt wohl, dass Gravina sogar Leonardo Bonucci, Juves ausgemusterten Abwehrrecken, fragen wollte, ob dieser nicht in den Trainerstab Mancinis wechseln wolle… War das vielleicht für Mancini zu viel? Eine Art Untergrabung seiner Autorität? Plötzlich die Freunde Mancinis gegen Juventus-Größen zu ersetzen? Jedenfalls nicht die Art und Weise, wie sie Mancini sich wünscht.
  • Roberto Mancini gilt zwar als Gentleman, aber er kann auch stringent agieren, und seine Macht subtil demonstrieren – wehe, wenn ihm jemand anders kommt… wie eben Gravina.
  • Und zuletzt, wahrscheinlich aber von Allem etwas: Ja, Roberto Mancini litt schwer, und leidet noch immer, unter dem Verlust seines kongenialen Teamkameraden, sowie Freund und „Bruder“, Gianluca Vialli(das bestätigte sogar Mancinis Mutter gegenüber eines Magazins) beide verbrachten die schönsten Fußballerjahre bei Sampdoria Genua, schrieben dort Geschichte – und zuletzt auch noch als Teamführer der Squadra Azzurra hin zum Gewinn des EM-Titels… Viallis Tod im vergangenen Jahr, nach langer schwerer Krankheit, hat Mancini ein Stück weit allein zurückgelassen. Brüder im Geiste, die sich blind verstanden und vertrauten.
  • Es wäre natürlich nur schwer zu akzeptieren für die Fans, würde Mancini nach Saudi Arabien wechseln – egal in welcher Position, ob als Clubtrainer oder Nationalcoach. Nur, wer weiß schon, wie Mancini seine Trauer bewältigen möchte?

Fortsetzung folgt…

https://www.corrieredellosport.it/news/calcio/italia/2023/08/14-111639606/spalletti_nuovo_ct_italia_incontro_con_gravina_a_forte_dei_marmi

https://www.gazzetta.it/Calcio/Nazionale/14-08-2023/nazionale-mancini-si-dimette-sara-spalletti-il-nuovo-ct-dell-italia.shtml?refresh_ce

https://www.gazzetta.it/Calcio/Nazionale/14-08-2023/mancini-senza-scuse-dopo-l-addio-all-italia-il-commento-del-direttore-barigelli.shtml

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen.

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