Junioren-Fußball: In eigener Sache – Wir freuen uns sehr für Moses Ngwisani über den Profivertrag beim FC Erzgebirge Aue ab Juli 2017! Weiter so! Disziplin und „Biss“ zahlen sich aus…

Moses Ngwisani, Jahrgang ’98, spielt ab Juli im Profikader von Aue

Natürlich freuten auch wir uns riesig, als wir spät abends, von Moise (oder besser, Moses) Ngwisani die freudige Nachricht via WhatsApp mit Fotos übermittelt bekamen – „Mein erster Profivertrag“ und ein großes Dankeschön für den Einsatz der vergangenen Jahre. Moses Ngwisani, derzeit noch in der U19 des VfL Bochum, wechselt in den Profikader von FC Erzgebirge Aue, und trifft dort auf (s)einen Förderer und Trainer, Domenico Tedesco – auch über ihn berichteten wir bereits im Blog, checkfussballberater.de

Moses‘ Geschichte und fußballerischer Werdegang ist interessant.

Ob in Brasilien, Italien, Spanien oder Deutschland – Profi zu werden ist nicht einfach. Etwa zehn von 2000 schaffen es wirklich. Wir berichteten hier im Blog bereits oft, worauf es ankommt, aber ein „Geheimrezept“ gibt es nicht. Wir haben bereits viele, ja, sehr viele Talente beobachtet, gescoutet, kommen und gehen sehen – und auch wir blieben manchmal mit dem dumpfen Gefühl zurück, weshalb klappte es bei dem einen, bei dem anderen aber nicht?

Klar, bereits der gehobene Juniorenfußball verlangt einiges an Entbehrungen, auf Verzicht, nicht alles, was andere Jugendliche so tun, kann derjenige nachgehen (Lange fort bleiben, Disco bis in die Puppen, Fast-Food als tägliche Nahrung, usw.), der es weit bringen will. Wer das Ziel „Profi“ vor Augen hat, muss einfach fokussiert bleiben, hart an seinem Talent arbeiten, Geduld und „Biss“ haben, auch wenn es einmal nicht so läuft. Eine Fußballkarriere ist immer von Höhen und Tiefen geprägt.

Irgendwann werden wir auf Moses „Erfolgsstory“, die noch am Anfang ist, näher eingehen. Wir durften ihn als sozialpädagogischer Betreuer und „Berater“ fast drei Jahre lang begleiten – viel mehr, Moses und dessen Familie, vor der wir großen Respekt haben. Mutter Elisabeth und Vater Philippe, haben alles versucht, um Moses im Fußball zu fördern, mit all ihren limitierten finanziellen Mitteln.

Moses kam von der Jugendabteilung Mergelstettens (bei Heidenheim), letztendlich zum FC Heidenheim, wo er als quirliger Angreifer und Mittelfeldspieler bereits in jungen Jahren oft zum „Spieler des Turniers“ gewählt wurde. Anschließend wechselte er zum VfB Stuttgart, was lag auch näher?

Bereits da wurde klar, was Moses so alles auf sich nahm, während die Eltern und seine älteren Geschwister stets auf die Jüngeren daheim aufpassten. Moses war oft allein mit Bus und Bahn von Heidenheim nach Stuttgart unterwegs (einfache Fahrt, rund 100 Km), und das bereits im Alter von 14. Ab und zu gab es natürlich „Mitfahrgelegenheiten“ mit anderen Spielern, irgendwo auf Hälfte der Strecke, aber auch nicht regelmäßig. So oft es ging, fuhren auch wir ihn ab Schwäbisch Gmünd ins Training, oder spät abends, weit nach 23 Uhr wieder nach Hause. Nicht immer war auf die Bahn, besonders im Winter, Verlass. Ganz selten ließ Moses ein Training beim VfB auf Grund der Entfernung sausen.

Jedenfalls spielte Moses ziemlich lang beim VfB Stuttgart, bis zum Ende der U17, als linker Flügelstürmer, im linken Mittelfeld – ein paar kleinere Verletzungen und Rückenschmerzen (durch Wachstum) bremsten ihn eine Weile aus – aber Moses blieb am Ball, machte seine Extraschichten auf dem Platz, aber auch in der recht guten Physio-Abteilung beim VfB in Cannstatt.

Domenico Tedesco, damals kurzfristig als U17-Coach eingesprungen, da Thomas Schneider, der heutige Assistent von DFB-Trainer Löw, zur ersten Mannschaft berufen wurde, lernte Moses somit kennen. Domenico Tedesco erkannte schnell: Vorne würde es Moses auf Dauer schwer haben, waren andere Mannschaftskameraden doch körperlich noch robuster. Also wurden Moses‘ Stärken gut analysiert, und Tedesco förderte und setzte ihn von nun an als linken Außenverteidiger ein, jedoch wann immer es möglich schien, mit offensiver Ausrichtung. Letztendlich hat Moses schon damals sehr professionell reagiert. Er hat diese neue Position angenommen. Wir, aber auch Moses‘ neuer Berater (mit dem wir definitiv nicht immer einverstanden waren), Can A. redeten Moses immer gut zu, wie anspruchsvoll diese Position in der Defensive sei. Moses machte seine Sache gut. Ebenso sein Berater, der Moses zum FC Heidenheim, U19-Bundesligaaufsteiger damals, zurück brachte. Denn, warum auch immer, der VfB sortierte einige Spieler aus, (wir berichteten hier), der FC Heidenheim übernahm gleich sechs Spieler aus dem VfB-Meister-Kader der B-Jugend. Aber: der FC Heidenheim stieg mit der U19 auch wieder ab. Moses‘ Berater Can A. reagierte abermals schnell, denn Moses sollte weiterhin Bundesliga spielen – Moses Ngwisani wechselte in die A-Jugend des VfL Bochum. Auch da machte der Heidenheimer mit kongolesischen Wurzeln seine Sache gut, öfter wurde Moses gar in den Profikader dazu berufen.

Wie die Dinge oft laufen, der abstiegsgefährdete Zweitligist Erzgebirge Aue verpflichtet von der TSG 1899 Hoffenheim, den Fußballlehrer (Abschlussbester als Fußballlehrer seines Jahrgangs (1,0), noch vor Julian Nagelsmann) Domenico Tedesco.

Bisher liest sich Tedescos Bilanz sehr gut, zuletzt wurde gar Aufstiegsaspirant Hannover 96 ein 2:2 abgetrotzt. Und, was lag da näher, dass sich Tedesco an Moses erinnerte. Der Kontakt blieb stets bestehen, und nun also unterschrieb Moses beim FC Erzgebirge Aue. Und wir sind überzeugt, dass es der richtige Weg ist, um den Schritt als Profi zu starten.

(Wir halten fest und sehen es auch als Bestätigung unseres Handelns, dass wir für Moses zwischen der U17 und U19 beim VfB sehr gute Probetrainings bei namhaften Clubs arrangierten, weil der VfB keinen Internatsplatz zur Verfügung stellen wollte/konnte: u. a. beim FC Augsburg, RB Leipzig, FC Bologna – für Italien erteilte der VfB keine Genehmigung – an Reisen nach England konnte Moses damals noch nicht teilnehmen, wegen seines fehlenden EU-Pass‘, den wir letztendlich mit Erfolg beantragten und abwickelten. Moses hat seit gut zwei Jahren den deutschen Pass. Danach der erste gemeinsame Flug zu einem Scouting-Camp im Ausland; außerdem sorgten wir immer dafür, dass zur Schule und seinen Lehrern ein offener Austausch stattfand, und wann immer es ging, wurde Moses auch von einem persönlichen Fußballlehrer trainiert, zur Fehlerkorrektur).

Noch einmal, wir freuen uns sehr mit Moses, und seiner gesamten Familie.

Die Story geht weiter…

 

 

 

 

 

 

 

(Moses noch zu Zeiten beim VfB; Foto rechts)

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen.

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