„Alte Dame Juve angelt sich Draufgänger Higuaín“
Neapel/Turin – Juventus Turin macht Ernst: mit aller Macht möchte der italienische Rekordmeister und Seriensieger die Champions-League gewinnen. Vor zwei Jahren scheiterte die „Alte Dame“ noch mit 1:3 gegen den FC Barcelona im Finale von Berlin. Heuer schlug Juves Sportdirektor Giuseppe Marotta gleich ganz groß zu. Am Juve-Quartier des Corso Galileo Ferraris sitzen die Millionen gerade sehr locker.
Nach den verifizierten Verpflichtungen von Medhi Benatia für die Abwehr, Miralem Pjanic(Mittelfeld) sowie dem kroatischen Nachwuchsangreifer Marco Pjaca – mit über 20 Millionen stach Juve Mitanbieter wie AC Milan, Florenz und Liverpool aus – gelang Sportdirektor Marotta nun der Super-Coup für Juve, der zugleich der Super-GAU für den SSC Neapel bedeutet: Gonzalo Higuaín, der argentinische Nationalspieler und Serie-A-Torschützenkönig verlässt Neapel wohl für 94,7 Millionen Euro, wie sie vom Präsidenten und Eigner Aurelio De Laurentiis, auch in einer Ausstiegsklausel festgeschrieben waren. Zwei Jahre hätte der Vertrag noch gegolten. Finanziell hat Kino- und Filmehändler De Laurentiis alles richtig gemacht, ganz großes Kino eben, aber bei den Fans hat es sich „ADL“ verscherzt. Juventus legte all seine Hemmungen ab, und „baggerte und baggerte“. Der SSC Neapel aber auch Higuaín wurden schwach. Jetzt müsste auch Pogbas Wechsel bald bekannt gegeben werden, nach Manchester oder doch zu Real Madrid und Trainer Zinedine Zidane?
„El Pipita“, das Pfeifchen, wie Higuaín auch gerufen wird, hat mit Juventus noch größere Ziele und eine bessere Absicherung vor Augen. Derweil kocht die Fanseele am Vesuv, bereits beim vergangenen Testmatch im nordischen Trento, das der SSC zwar mit 4:0 gewann, skandierte der harte Kern der SSC-Tifosi: „Verräter“ und „infamer Pipita, komm bloß zurück“, harmlos wirkte noch „De Laurentiis mach uns ein Geschenk“, und war dennoch als Druckmittel zu verstehen. Der SSC soll die Millionen passend zum 90-jährigen Jubiläum für einen Higuaín-Ersatz sinnvoll ausgeben.
Stürmer Manolo Gabbiadini erzielte zwei Treffer in Trento, Higuaín weilte da bereits beim Medizincheck, und rechnet sich gute Chancen im Sturm aus, wenn das „Toremonster“ Gonzalo Higuaín weg ist. Das traf immerhin 39 Mal in der vergangenen Saison (und einst 107 Mal in 190 Spielen für REAL Madrid). Damit wäre Higuaín auch der teuerste Transfer nach Bale und noch vor Cristiano Ronaldo.
Nun wird in Turin eifrig spekuliert, wann Paul Pogba die Koffer gen Manchester packt. Mourinho wartet und Berater Mino Raiola hat den 110-Millionen-Deal wohl schon eingetütet.
Eine exorbitante Summe, und Geld, das Juve sofort wieder einsetzt. Dass die Transfersummen jegliches Maß verloren haben, wird nicht nur in Italien diskutiert. Was bitteschön, so fragen Experten, habe Pogba bisher „gerissen“?
Sei’s drum, Juventus greift nach der Champions-League und in Napoli brodelt der Vesuv.
Giovanni Deriu, Scout und Journalist, beobachtet seit Jahren den italienischen Fußball.