Vergangene Woche noch beschimpfte Raiola über die Medien Jürgen Klopp, und beklagte die Art und Weise der Abwicklung von Balotellis Transfer vom FC Liverpool zu OGC Nizza (hier im Blog behandelt), jetzt teilt der umtriebige Spielervermittler und Agent weiterhin kräftig aus. Pep Guardiola ist diesmal sein Empfänger. Hat er das nötig? Macht Raiola der Reichtum und sein, absolut vorhandenes Händchen für Talente, größenwahnsinnig und arrogant? Regel Nummer 1: gute und professionelle Berater agieren leise im Hintergrund. Oder ist das Gegenteil (s)eine Strategie? Nur welche, und was bezweckt Mino Raiola, sich mit Clubs und Toptrainern anzulegen – ohne Grund? Eine kleine Bestandsaufnahme.
Selbst die Gazzetta dello Sport gewinnt den Eindruck, dass sich Mino Raiola nach seinem „fabelhaften“ Sommer der Transfers für so mächtig hält, alles sagen und sich mit jedem anlegen zu können. Vielleicht habe dieser Erfolg (Pogba, Ibrahimovic) einfach auch seinen Charakter verändert, wird gemutmaßt. Der Erfolg sei ihm zu Kopf gestiegen. Nach den Beleidigungen in Richtung Jürgen Klopp, war neuerdings Pep Guardiola von Manchester City an der Reihe. Man erinnere nur daran, dass Guardiola einst bei Barcelona mit „Ibra“ und wohl auch mit Raiolas Art nicht klar kam, und vice versa. Ibrahimovic selbst konnte und wollte sich damals nicht einem Messi oder Eto’o unterordnen. Ibrahimovic nannte Pep ironisch und eher despektierlich, einen „Philosophen“. Viele Experten meinen aber auch, dass Pep mit einem Raiola, der ständig in Barcelona „herumlungerte“, nicht klar kam. Er ließ es Ibrahimovic spüren. Ibra wollte erst sogar bei Barca bleiben, doch in einem Gespräch unter „vier Augen“ (das in Ibras Augen gar kein offenes gewesen sein soll), gab Guardiola dem Schweden zu verstehen, dass er mit ihm nicht weiter planen wolle. Aber nicht direkt, sondern eher „non-verbal“. Es scheint, als wolle Raiola „den Psychokrieg“ schüren, für Ibra und Mourinho, vor dem Match Manchester City gegen Manchester United.
Der italienische Agent, der sieben Sprachen sprechen soll, und seine Klienten stets verteidigt, meinte über Guardiola: „Pep Guardiola? Der hatte noch nie den Mut (wörtlich, „keine Eier“), sich mit mir an einen Tisch zu setzen, und Dinge zu besprechen…“. Damit nicht genug, zu Pep: „Es ist eine Art die mir so nicht gefällt, sie ist falsch. Ich hasse ihn nicht, aber seine Art gefällt mir nicht.“ Mino Raiola feuert weiter und äußerte sich gar zur Spielweise: „Ja, Pep ist ein guter Trainer, aber seine Spielweise finde ich zutiefst langweilig, ja, ich schlafe dabei immer ein…“, endet der Exkurs zu Guardiola.
Von Guardiola ist es nicht weit zu Real Madrid, und dessen Präsidenten, Florentino Perez. Wie denn das Verhältnis zu ihm sei. Raiola wieder trocken im Interview mit den spanischen Medien: „Ich habe kein schlechtes Verhältnis zu ihm, eher gar keines momentan.“ Immerhin, so schrieben die Zeitungen, hatte REAL bereits Interesse bekundet am jungen Kunden und Torwart Raiolas, Gianluigi Donnarumma (AC Mailand). Der Spielervermittler, der in den Niederlanden aufwuchs, zu Donnarumma: „Wenn er so weiter macht, wird er der beste Torhüter der Welt.“
Raiola vergleicht zudem Balotelli mit Zlatan Ibrahimovic: „Mario ist klasse, aber Zlatan ist einfach disziplinierter. Würde Mario nur einen Teil von Zlatans Disziplin haben, er wäre der weltbeste Spieler…“.
Mino Raiola wäre nicht Mino Raiola, würde er nicht in den Kategorien der „weltbesten“ Spieler und Möglichkeiten sprechen. Das Beste, das Größte, scheint für den kleinen, runden Mann, der wirklich aus einfachen Verhältnissen kam, gerade gut genug zu sein. Was ist die Wahrheit, was ist Erfindung? Jedenfalls befeuert Raiola momentan den Markt und seine eigene Person. Möglich, dass auch Schatten auf seine Spieler fällt. Doch so lange Ibrahimovic und Pogba („Der Beste auf seiner Position!“) für Mourinho bei Manchester United alles geben, wird Raiola, den Alex Ferguson einst so „verteufelte“, kaum angreifbar sein. Balotelli möchte er selbst „erziehen“, und für Nizza kann es nur „hop oder top“ heißen. Trainer Lucien Favre wird gefordert sein, aus Balotelli das Beste herauszuholen für das Team, ihm aber gleichzeitig „die zerstörenden Launen“ auszutreiben.
Eines steht aber auch fest, kein Spieler aus dem Raiola-Pool wird wohl jemals wieder für Pep Guardiola spielen.
Zur Strategie kann aber auch gehören, Hauptsache, man spricht über ihn und seine Spieler.