Weltmeister-Trainer und Champions-League-Sieger Marcello Lippi (67) beklagt sich, dass er den Job als Sportdirektor des Verbands nun doch nicht ausführen kann, weil sein Sohn als Spielerberater tätig ist. Doch der italienische Fußballverband baute schlicht vor. In der Vergangenheit wurde zu viel im Hintergrund von Spielerberatern beeinflusst und gemauschelt. Aber solche Dinge, wie die „Unterwanderung“ der Nationalelf durch Berater, betrifft nicht nur Italien und die FIGC. Es bleibt eben immer „a Gschmäckle“, wenn Berater verwandtschaftlich und familiär mit dem Verband verbandelt sind. Für Lippi tun sich dafür andere Türen auf…
Via Gazzetta dello Sport und dem Corriere dello Sport, lamentierte ausgerechnet Marcello Lippi, der Gran‘ Signore des italienischen Fußballs, über die FIGC, dem italienischen Fußballverband, er wäre kurz vor Unterzeichnung des Vertrages als Sportdirektor und Berater des Verbandes „abserviert“ worden. Ad hoc, so Lippi, habe der Verband ein Gesetz implementiert, quasi über Nacht, das es ihm unmöglich mache, als Berater im Verband tätig zu werden.
Immerhin habe Lippi, Weltmeistertrainer von 2006 und Champions-League-Sieger mit Juventus Turin, bereits zwei Monate hinter den Kulissen für den italienischen Fußball gearbeitet. Marcello Lippi, der auch in China bei Guangzhou Evergrande Erfolge wie kein Trainer zuvor erzielte, weiß natürlich, was es mit diesem Gesetz in den Statuten auf sich hat.
Ausgerechnet anno 2006, als Lippi mit Italien in Deutschland Weltmeister wurde, war der italienische Fußball am Boden. „Calciopoli“, eine Mischung aus Vetternwirtschaft und Korruption im Gestalten von Spielen, Wetten, und aufgepasst, dem Lancieren von Spielern in die Nationalelf, damit deren Marktwert kurzfristig gesteigert würde – oftmals reichten zwei Nominierungen in den Kader – immer schwer zu sagen natürlich, ob es nach Leistung oder nach Freundschafts- und Beraterdiensten ging.
Jedenfalls waren schon damals Luciano Moggis und Lippis Söhne im Verdacht, als Berater, Nominierungen irgendwie beschleunigt, und damit Marktwerte beeinflusst zu haben.
Luciano Moggi wurde später erst einmal wegen Spielmanipulationen, als Juventus-Verantwortlicher, und Schiedsrichterbestechungen- bzw. Einflussnahme für fünf Jahre für alle Funktionen im Fußball gesperrt.
Nun besagt also das neue Statut, worüber sich Lippi so echauffierte, dass Berater, also solche wie sein Sohn Davide, mit familiären Verbindungen in den Verband, ihren Job so nicht mehr ausüben können.
Als „total kopflos und ohne Sinn“, beschrieb Lippi dieses Gesetz. Lippi ging und dafür kann Sohn Davide weiter praktizieren.
Bleibt die Frage, inwieweit DFB und auch andere Verbände von solchen „Problematiken“ frei sind, oder ob die Verbandsfunktionäre und auch Nationaltrainer frei in ihren Entscheidungen sind und waren, vor Einflüsterungen von Außen. Schlimm wäre es, wenn „geschmiert“ würde. Es sollte immer nach Leistungen gehen…
aktuelle Anmerkung zu Marcello Lippi:
Der Zigarilloliebhaber Lippi wird wohl wieder nach China gehen – ihm liegen laut italienischen und chinesischen Medien wieder ein Angebot von Guangzhou, aber auch von Qinghuangdao vor. Als Trainer auf der Bank, nicht als Sportdirektor, wohlgemerkt. 20 Mio € pro Saison(!) sollen Lippi geboten worden sein. Macht 60 Mio Euro bei drei Jahren Laufzeit. Immerhin gewann Lippi auch in Asien die AFC-Champions-League. Dazwischen war er eine Saison Sportdirektor und Fabio Cannavaro trainierte Evergrande eher „mäßig“. Nachdem Lippi in Italien nun weder im italienischen Verband, noch beim AC Milan landen konnte, ist China einmal mehr eine lukrative Offerte. Man erwarte „Professor“ Lippi, wie er in China ehrfurchtsvoll genannt wird, wohl im Januar 2017. Der bestbezahlte „Trainer-Professor“ wäre Lippi dann ganz sicher…