Moderatoren und Reporter können oftmals unvorhersehbare Wünsche haben, diese dann auch noch live und vor Millionenpublikum äußern, die man dann natürlich kaum ausschlagen kann: So geschehen auch vor ein paar Wochen im ZDF-Sportstudio als der (insistierende) Moderator Breyer unbedingt die Spielidee des FCA-Trainers Manuel Baum auf Papier haben wollte – immerhin gab er dem Trainer, mit Spannungsbogen fürs Publikum im Studio wie daheim, knapp eine „Halbzeit“ lang Zeit… und der gelernte Lehrer und Pädagoge Baum brachte dann auch eine Skizze zu Papier, aber natürlich sehr heruntergebrochen. Damals hatte der FCA beim VfB nullnull gespielt. Doch die weiteren Ergebnisse, bis eben zum 3:0 in Bremen (Werder sah kein Land, und es mutete wie ein Trainingsmatch für die Oberschwaben an), lassen wirklich aufhorchen: 2:2 gegen die TSG Hoffenheim, 3:0 gegen die Kölner, 2:1 in Frankfurt gewonnen und vor allem Ralph Hasenhüttls RB Leipzig 1:0 mit tollem Stellungsspiel und hoher Laufintensität 1:0 geschlagen. Insgesamt bedeutet das: Platz Neun, Tendenz steigend, und das als „vermuteter“ Abstiegsaspirant.
Trainer Carlo Ancelotti gilt als Erfinder des „Weihnachtsbaums“, was die das System und Spiel-Taktik betrifft. Der ehemalige Bayern-Trainer und dreimalige Champions-League-Sieger hat sogar ein Buch nach seiner Taktik, nach seinem System, benannt, mit denen er bereits etliche Erfolge feierte (auch hier im Blog etliche Berichte und Analysen dazu).
Ancelotti ließ beispielsweise zur seiner Milan-Zeit gern das 4:3:2:1-System spielen, oder auch ein 4:3:1:2 (auch 4:2:3:1), variabel eben, aber immer in Form des, naja, Weihnachtsbaumes.
Manuel Baum, ein eher zurück haltender Trainer, kein Lautsprecher, und in der vergangenen Saison immer wieder in Frage gestellt – jeder fragte sich stets, wie lange bleibt Baum eigentlich Interimstrainer, überzeugte jedoch die junge und willige Mannschaft mit seiner ganz eigenen Art und Spielweise, die eben zu den Augsburgern passt.
RasenBallsport Leipzig bezwang das Team von Manuel Baum mit folgendem System: 3-4-1-2, Michael Gregoritsch, der unter Baum aufblüht, genauso wie Alfred Finnbogason, sind die Unruheherde der Mannschaft, und stets in Bewegung.
Wenn die Abwehr-Dreier-Achse dann auch noch hoch steht, und ans Mittelfeld aufschließt, dann kann es für die Gegner mitunter recht eng werden. Die Augsburger verstehen das Kurzpassspiel und finden Lücken, in die sie den Ball spielen. Aber Manuel Baum lässt auch oft eine 4-2-3-1-Version spielen.
Jedenfalls erklärte Baum seine Skizze dann nüchtern und trocken bei Jochen Breyer im Sporstudio, der wohl meinte, welch pfiffiger Moderator er doch sei, Baum also: „Es ist kein Hexenwerk, das lernt man auch in der Trainerausbildung“, erklärte Baum, der mit seiner sympathischen Art im Mainzer Studio fast genauso viele Pluspunkte sammelte wie seine Mannschaft, konstatierte auch die „Augsburger Allgemeine“ danach.
Jedoch, und das sieht man in Manuel Baums Skizze, die wohl auch das Team durch viele Trainingseinheiten verinnerlicht zu haben scheint, Werder Bremen war beim 0:3 zudem heillos überfordert, es geht im Baum-System und dessen Taktik immer um „Pressing und Balleroberung!“, alles ist natürlich eingeplant, auch die Situationen, in denen der Gegner nach Ballverlust zum Torabschluss kommen kann – das heißt dann, bei Ballverlust, sofort wieder attackieren und Positionen besetzen, Passwege dicht machen, und den Ball, ? , natürlich wieder zurück erobern. Ziel ist wie immer, einen schnellen Torabschluss zu erzwingen, möglichst über wenige Stationen oder eben ziemlich schnell – was auf dasselbe hinausläuft…
Baums Kunst ist, dass der Fußballlehrer sein Team nicht überfordert. Ansonsten aber bedeutet das Spielsystem eigentlich, die Schule eines Louis van Gaals sowie Guardiola zu verfolgen. Ancelotti wiederum, und das merkte man oft bei REAL oder bei den Bayern (die jedoch keine Geduld hatten), perfektionierte mehr das taktische wie systemische „Ruhen“ (vor der eigentlichen Attacke), den Gegner anrennen zu lassen, um dann wiederum blitzschnelle Konter zu fahren. Wir erinnern, so schlug Ancelotti immerhin die Bayern von Guardiola zwei Mal.
Jedenfalls wäre das die Erklärung zu Manuel Baums Skizze, aber dahinter steckt viel mehr – nämlich die Psychologie und Pädagogik, das System so spielen zu lassen, dass es das Team versteht und so gut wie möglich umsetzt. Baum hat die Trainings-Steuerung in der Hand…
Hier die Skizze: