DFB und FIGC: Zwei gefühlte Fußball-Großmächte im Umbruch! Ohne Einschnitte wird es nicht gehen… Alles oder nichts, eben.

Beide Nationaltrainer, der neue Azzurri-Coach, Luciano Spalletti, und der DFB-Nationaltrainer, Hansi Flick, sind derzeit kaum zu beneiden. Immerhin, Luciano Spalletti weiß, welche Aufgabe er angenommen hat: Italien als Fußballland wieder zu einer ernst zu nehmenden Kraft im Weltfußball zu machen – es geht nämlich gar nicht, dass Italien nochmals bei einer WM fehlen sollte, wie zuvor gleich zwei Mal geschehen – doch zuerst steht die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland an! Das erklärte Ziel, dort dabei zu sein. Ein Glück, ist die DFB-Elf automatisch als Gastgeber qualifiziert. Denn ansonsten sähe es wohl zappenduster aus.

Der ehemalige Sextuple-Gewinner mit den Bayern, Hansi Flick (und Weltmeister als Co-Trainer von Jogi Löw, 2014), funktioniert als DFB-Cheftrainer nicht (mehr). Aus den vergangenen 17 Spielen nur 4 Siege – Deutschland hat einen anderen Anspruch – dazu noch die Schmach von Qatar. (Übrigens zeigt eine WM-Doku, wie Flick rhetorisch wirkt, und dass er „Die Mannschaft“ wohl längst verloren hatte, Ansprachen und ein Wirken zum Fremdschämen).

Gestern dann in Wolfsburg ein desaströses 1:4, von den Japanern richtig vorgeführt. In allen Belangen, und das gab Flick selbst zu, waren die Japaner überlegen. Quirlig, schnell, dribbelstark und strategisch gut eingestellt. Das Deutsche Team wirkte pomadig, phlegmatisch. Als könne, oder wolle das Team nicht.

Japan spielte kreativ und voller Ideenreichtum, die Abwehr weit aufgerückt. Zu viel Wasabi und kein Shushi für die Deutsche Elf. Das brennt dann immer zwei Mal.

Hansi Flick, das muss man festhalten, so stur und stoisch er oft tut, wird wohl gehen müssen – wenn er nicht selbst seinen Hut nimmt.

Luciano Spallettis Debüt in (Nord-)Mezedonien, Skopje, auf einem unebenen Platz, verlief auch nur befriedigend. Ein dürres 1:1 nach einer Führung, ist in der Qualifikation klar zu wenig. Der nächste Gegner ist die Ukraine.

Meistermacher Spalletti, hatte eine Woche Zeit, eine neue Squadra Azzurra einzuschwören, und neue Spieler ans System zu gewöhnen. Immerhin, Ciro Immobile als beförderter Kapitän, erzielte im 4-3-3-System, das variabel war, das 1:0 (Flick hatte auch Gündogan zum neuen Spielführer gekürt, aber es veränderte wenig).

Während wohl in Deutschland Fans wie Medien die Tage von Flick gezählt sehen, hat Spalletti noch viel Zuspruch und bekommt Vorschusslorbeeren, er sei noch am Anfang, und sei absolut der richtige Mann.

Die Italiener müssen sich dennoch schnell finden, und wie viele Experten in Radio Sportiva Milano meinten, es müsse sich allgemein viel ändern, vom Jugendbereich an – da gewinnen und gewannen die Italiener aber jüngst den EM-Titel mit der U19 – und in der Serie A erst Recht. Was genau?

Acht von zehn Tifosi und Experten am Radio meinen, es sollen nicht mehr so viele ausländische Spieler verpflichtet und pro Team eingesetzt werden – die Anzahl sollte beschränkt werden – wie einst in den 80er und 90ern, als „nur“ drei bis fünf EU-Ausländer erlaubt waren. Auch diese Diskussion ploppt immer wieder auf. Aber auch, es müsse eine komplett neue Siegermentalität her. Den Europameistertitel müsse man vergessen, und an neue Ziele denken. Mazedoniens Ausgleich per Freistoß von Enis Bhardi, war nicht unverdient, im Gegenteil, die Mazedonier waren technisch gut und gaben nie auf – die Azzurri waren sich wohl zu sicher, und, vielleicht auch etwas verunsichert? ( https://www.gazzetta.it/Calcio/Nazionale/10-09-2023/l-italia-di-spalletti-il-commento-di-andrea-di-caro.shtml?refresh_ce )

In Deutschland dagegen war man auf einem guten Weg, der im WM Titel 2014 mündete, um danach alles sportpolitisch, wie gesellschaftspolitisch, einzureißen. Und auch die momentane Diskussion, den Nachwuchs vom Leistungssystem zu „entwöhnen“, ist nicht gerade förderlich.

Zudem muss man auch sagen – Der Fußball, in jedem Land(!) hat auch eine kulturelle DNA – eine Philosophie und ein Fußballsystem, das das Land und die Jugend widerspiegelt. Identifikation ist die Essenz eines jeden Landes, und dessen Sportarten. Jedes Land ist stolz auf seine landestypischen Fußballmerkmale. Das war immer schon so, und sollte auch so bleiben. Eben ein Mix aus Tradition und neuen Ansätzen. Übrigens werden in Deutschland vorübergehend Matthias Sammer (der einst den Grundstock mit den NLZ legte, mit Mayer-Vorfelder), Jürgen Klopp (ihn müsste man wohl wie Spalletti in Italien, freikaufen! Klopp ist bei Liverpool unter Vertrag), oder Julian Nagelsmann – der vielen aber zu jung, und nicht so sympathisch rüberkommt. Von den Erfahrungen her wären es tatsächlich Sammer oder Klopp. Und Ralf Rangnick führt momentan die Österreichische Nationalelf…

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen.

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