Fußball, Trends, Sport & Lifestyle: Kleine Männer, großes Spiel – Bundesliga am Kickertisch! Wer beim Wort Tischkicker nur an verrauchte Jugendzentren, flackernde Neonlichter und klebrige Clubmate-Flaschen denkt, hat den Ball gewaltig flach gehalten. Denn was für viele ein Pausenspaß zwischen Vorlesung und Feierabendbier ist, ist für andere knallharter Wettkampf – inklusive Bundesliga, Taktiktraining und Schweißperlen am Griff…

Ja, Ihr habt richtig gelesen: Deutschland hat eine Tischfußball-Bundesliga – mit allem Drum und Dran. Und, wer wusste das schon?, Deutschlands Tischkicker sind weltweit, in den etwaigen Kategorien und Altersklassen, die Nummer Eins – und damit ziemlich angesehen! Gespielt wird nicht nur aus dem Bauch, sondern mit Köpfchen, Strategie und Präzision. Keine Salto-Dreher, kein wildes Rumgehacke – hier geht’s um Millimeter, Spielzüge, Teamgeist und… ein bisschen Wahnsinn.

Für alle, die jetzt neugierig geworden sind: Julian Wörlein, einer der Könner (Den Begriff „Profi“, würde er für sich nie in Anspruch nehmen) an den kleinen Plastikmännern, hat sich die Zeit genommen, uns ein paar Fragen zu beantworten. Oder, Kick it like Wörlein – Für checkfussballberater.de gab Julian Wörlein jüngst ein Exklusiv-Interview, und erzählt dabei über den Reiz des Spiels, skurrile Szenen am Kicker-Tisch und warum Tischfußball vielleicht das unterschätzteste Spielfeld Deutschlands ist.

Checkfussballberater.de: Hallo, Julian, wo erreiche ich Dich denn gerade? Kann es sein, dass Du der erste Tischfußball-Spieler bist, zumindest in meiner Umgebung, der sich quasi im Verein professionell betätigt...?

Julian Wörlein: Gerade bin ich zuhause, also dort, wo ich die meiste Zeit verbringe, wenn ich nicht gerade auf der Arbeit bin. Also, der erste Tischfußballspieler bin ich sicherlich nicht, da gab es schon viele vor mir, aber es kann natürlich gut sein, dass Du noch keinen kennengelernt hast. Kickern ist einfach nicht so populär wie z. B., Dart, das inzwischen jeder kennt.

Seit wann bist Du aktiv, und für welchen Club spielst Du?

J. W.: Ich selbst spiele Tischfußball als Hobby seit ich 16 Jahre alt bin und in Kneipen gehen darf. Seit vier Jahren betreibe ich es als Sport. Mein Team heißt „KDC Vorderbreitenthann“, man findet uns (noch) in der Landesliga Bayern (https://btfv.de/aktuelle-saison/). Nach drei, zum Teil, unverhofften Aufstiegen in Folge, spielen wir gerade etwas über unseren Möglichkeiten. Aber man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben…

Wie ist das Interesse entstanden, konntest Du etwa nimmer aufm echten Feld stehen? J. W.: Mir gefiel das schon immer, mich am Tisch zu duellieren, auch früher schon. Es lief auch schon damals ganz gut, sodass irgendwann meine Kumpels nicht mehr mit mir spielen wollten. Dann traf ich allerdings Leute, die mir aufgezeigt haben, dass ich eigentlich noch gar nichts kann. Das hat mich gewurmt aber auch total angespornt. Man will dann natürlich auch so spielen können wie die. Und so ging das ein paar Mal. Und mittlerweile darf ich mich sogar mit Bundesligisten messen und versuche mir da wieder möglichst viel abzuschauen. Mein Highlight bisher war ein Spiel gegen Billy Pappas, einem mehrfachen Weltmeister. https://www.youtube.com/watch?v=BHwsgU2O0tQ 

Wie oft trainiert Dein Team, und wie oft du selbst? Habt Ihr eigentlich feste Trainingsorte, oder wo wäre Eure Trainingsstätte, etwa in einem Clubhaus?

J. W.: Wir haben ein kleines Vereinsheim, dort wird Sonntagnachmittag trainiert, allerdings bin ich aus familiären Gründen dort selten dabei. Ich spiele allerdings mindestens fünf Mal die Woche alleine an meinem eigenen Tisch. (Ja, richtig gelesen – allein). Man kann dann nicht alles trainieren, was man braucht, um Spiele zu gewinnen, aber ich schätze, etwa 75% gehen auch so. Ich trainiere dann z. B. Pässe vom Mittelfeld auf die Stürmerreihe, Pässe von der Abwehr auf die Mittelreihe und die Stürmerreihe, Schüsse von hinten, von vorne, aus unterschiedlichen Positionen mit unterschiedlichen Schusstechniken usw.. Da gibt es einiges zu tun.

Was ist das Besondere an diesem, nun ja, Sport? Ausdauer braucht man auch bei Eurem Tischgekicke!?

J. W.: Hallooo!? Du kannst das, „nun, ja“, in der Eingangsfrage, ruhig streichen. Der Tischfußball nämlich, fordert alles, was Sport ausmacht. Konzentration, Technik, Nervenstärke, Entscheidungsfähigkeit, Handlungsschnelligkeit, Ausdauer und sogar körperliche Fitness. Denn bei einem Turniertag ist man von morgens bis abends auf den Beinen und muss immer wieder Leistung bringen.

Nenne doch mal bitte die 5 wichtigsten Regeln…

J. W.: Es gibt natürlich Regeln und damit auch Fouls. Die einzelnen Regeln gehen für Laien zu sehr ins Detail. Vielleicht nur so viel: Kurbeln (also stets die Figuren durchdrehen lassen) ist nicht erlaubt.

Das Schöne am Tischfußball ist, dass es in den wenigsten Spielen einen Schiedsrichter braucht. Man regelt das untereinander am Tisch und verhandelt dann in aller Regel äußerst fair miteinander. Überhaupt ist der Sport, bzw. sind die Menschen und Akteure, die ihn betreiben, die fairsten Sportler, mit denen ich bisher zu tun hatte.

Welche Länder sind eigentlich federführend?

J. W.: Deutschland ist, was internationale Vergleiche wie Weltmeisterschaften angeht, die Nummer EINS in der Tischfußballwelt. Zum jetzigen Zeitpunkt stellen wir den Einzelweltmeister, den Ü50 Seniorenweltmeister und auch die Einzelweltmeisterin. Auch die Jugend ist sehr stark bei uns. Weitere große Tischfußballnationen sind die USA, Frankreich und Österreich. Letztere stellen die aktuelle Nr. 2 und Nr. 3 der Weltrangliste. Es handelt sich hier und zwei Brüder von 18 und 24 Jahren! https://www.tablesoccer.org/page/rankings

Steht bei Dir daheim auch ein Tischkicker?

J. W.: Also, ohne eigenen Tisch, geht es ab einem gewissen Level nicht weiter, das ist meine ganz persönliche Meinung. Ich besitze einen „Leo-pro tournament“ von der Firma Leonhart, den meistgespielten Profitisch weltweit. Insgesamt gibt es fünf zugelassene Tische, die auf offiziellen Turnieren gespielt werden dürfen. Es gibt durchaus auch Spieler, die sich gleich mehrere unterschiedliche Tische ins Haus holen, um auf allen konkurrenzfähig zu sein. Aber das geht mir dann doch zu weit, und wie ich das meiner Frau erklären sollte, wüsste ich auch nicht. (Ein leichtes Schmunzeln begleitet diese Aussage)

Deine Empfehlungen, wie muss ein Tischkicker gemacht sein, wie hoch muss die Preisklasse sein?

J. W.: Es gibt einen sehr guten Tisch für Einsteiger. Der reicht auch bis weit in den Bereich „Fortgeschritten“: https://kicker-klaus.de/kicker-tisch-vector-pro. Ich hatte diesen ebenfalls und war immer sehr zufrieden. Irgendwann geht es dann aber um kleine Feinheiten, für die ich eben meinen jetzigen Tisch haben wollte. 

Info zur Person:

  • Julian Wörlein, 39, verheiratet, Vater von zwei Kindern, ist als Lehrer in Schwäbisch Hall tätig. In seiner Freizeit, wie kann es anders sein?, spielt er leidenschaftlich gerne Tischfußball. Es sei aber angemerkt, wir wissen es aus zahlreichen Gesprächen, Wörlein hat selbst auch aktiv auf dem Rasen gespielt, und kennt sich auch im Profifußball bestens aus.

Ein weiterer Link zum Tischkickern, für denjenigen, der Lust bekommen hat:

Tischkicker gibt es für jeden Bedarf und in den unterschiedlichsten Preisklassen. Bundesligatische sind teurer!

gid

Veröffentlicht von

Giovanni Deriu

Jahrgang 1971, Vater, 2 Kinder, lebte lange Zeit in Asien; Lehrer und Dipl. Sozialpädagoge (FH) für Jugend- und Erwachsenenbildung, sowie Biographie-Arbeit. Außerdem: Industriekaufmann und gelernter Journalist. Schreibt regelmäßig für das RUND Magazin und FussballEuropa.com Fünf Jahre als Juniorentrainer tätig gewesen mit Jugendtrainer-Lizenz. In Hongkong die Junioren einer internationalen Soccer-Academy trainiert. Weiterhin als Scout (für Spiele und Spieler) unterwegs. Deriu analysiert für Spieler und Eltern die Spielerberater (und Agenturen), erstellt Profile und gibt Einschätzungen. ◾⚽ Auch Sportjournalismus, und besonders dieser Info-Blog und diese Website der Porträts und Biographien ist ohne Zeit und Rechercheaufwand (nebenberuflich) nicht zu 'wuppen'. Für kleine Spenden und Unterstützungen sind Wir Euch jederzeit dankbar, auch wenn es nur für einen Espresso an der Bar ist - dort entstehn meist neue Ideen und Storys. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut. Für neue Geschichten und Recherchen, hier die Bankverbindung, IBAN: DE58 6149 0150 1124 9940 09 VR-Bank Ostalb, Schwäbisch Gmünd. Verwendungszweck: Zuwendung

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