Den großen HSV vor der Tür, die Zweite des FC St. Pauli, die ihre Heimspiele im „Edmund-Plambeck-Stadion“ absolviert (ehemals das Stadion an der Ochsenzoller Straße). Norderstedt war schon immer eine kleine Oase, ein Wohnort für Fußballer, oder Hamburger, die raus aus der City wollen, und es dennoch nie weit haben, wieder in die Hafenmetropole hinein zu fahren. Norderstedt mit seinen Straßen und den schönen Klinkersteinhäusern war schon immer ein idyllischer Rückzugsort. Auch wenn der Sportpark des FC Eintracht Norderstedt direkt unterhalb der Einflugschneise zum Hamburger Airport liegt (Entfernung etwa 15 Minuten mit dem Auto), und man alle 20 Minuten einen Jet über sich hört, der Fußball brummt in Norderstedt erst recht. Als Scouts kommen wir herum, und Norderstedt ist immer wieder eine Reise wert. Hektik herrscht dort jedenfalls nicht. Das neu gestaltete Clubheim ist ein Schmuckkästchen, und der Gulasch wärmte und schmeckte hervorragend.
Die Heimstätte des FC Eintracht Norderstedt, eben an der Ochsenzoller Straße, erreichten wir am vergangenen Wochenende nach einer gemächlichen Fahrt in etwas mehr als sechs Stunden. Den ersten Stau erlebten wir nach dem Elbtunnel, Schrittempo und gut 20 Minuten Verlängerung der Fahrtzeit, Auswechslungen hätten nichts gebracht, wir fuhren allein.
Das Wetter war sonnig heiter aber frisch, und gegen später, typisches nordisches Wetter eben, regnete es kräftiger, und abends, nachdem wir fast alle Spiele komplett gesehen hatten, schien die Sonne wieder stärker, so dass es dämpfig wurde, wir hatten so quasi alle Jahrenzeiten an einem Tag.
Wir hatten unsere Beobachtungsaufträge, aber auch in eigener Sache (Talente zu scouten, a) die wir bereits kennen und b)etwaige Neue, ist unsere Aufgabe), um stets auf dem Laufenden zu sein.
Das Spiel der jüngeren B-Jugend (U17) lief bereits, und diese misst sich oft gegen ältere Jahrgänge. Souverän gewannen Norderstedt Jungs mit 3:0 gegen den Bramfelder SV, und was uns da geboten wurde, bestätigte die gute Juniorenarbeit der Saison, die jüngere B-Jugend grüßt von weiter oben an der Tabellenspitze, und kam auch drei Tage später im Viertelfinale des Hamburger Pokals weiter. Kurios nur, dass es sich die B-Jugend gar erlauben kann, ohne Auswechseltorwart die Spiele zu bestreiten – bleibt nur zu hoffen, dass sich der Stammkeeper nie verletzt.
Aber die B-Jugend ist auch sehr aktiv und kommt herum, die Trainer sind sehr engagiert und unlängst absolvierte die U17 auch ein Freundschaftsspiel bei Borussia Mönchengladbach. Ein wahres Event mit Lerncharakter, nur relativ knapp unterlag Norderstedt bei der Borussia mit 1:3.
Unser Notizblock war voll mit Eindrücken zu ein paar Spielern.
Nebenan fanden bereits die Vorbereitungen zum Heimspiel der Aktiven in der Herren-Regionalliga gegen den TSV Havelse statt. Genau dieses Havelse, das einst auch in der 2. Bundesliga spielte.
Die Herren des FC Eintracht Norderstedt, allerdings wohnten wir dieser Partie nur 20 Minuten bei, verloren zu Hause unglücklich mit 1:2. Dem Geräuschpegel nach, während wir nebenan auch das A-Jugend-Spiel der Eintracht gegen den Tabellenführer Niendorfer TSV (0:3) beobachteten, dachten wir, Eintracht Norderstedts Herren würden in Front liegen. Ein klarer Fall von denkste…
Kurz, Norderstedts Aktive liegt im gehobenen Mittelfeld der Regionalliga, und im Spiel, wie gesagt, nur ein kurzer Ausschnitt, den wir sahen, wirkte der Torwart Johannes Höcker souverän, sowie Choi und Rathjen im Mittelfeld zogen aktiv die Fäden – immer in Bewegung war der Torschütze Norderstedts, Jan Lüneburg. Das Match ging denkbar knapp mit 1:2 verloren, dennoch war Havelse einen Tick wacher, aber die Stimmung bei Norderstedts Zuschauern blieb dennoch gut und ruhig. Eintracht Norderstedt wird die Saison jenseits von Gut und Böse beenden. Aber, als Beobachter von außerhalb kann man auch mal fragen, „darf es nicht auch einmal ein bisschen mehr sein?“. Den richtigen Sponsor und Eigner, auch als langjähriger Ehrenpräsident, mit Edmund Plambeck und seiner Familie (Julia Karsten-Plambeck und Horst Plambeck sind zudem im Präsidium vertreten) haben sie ja bereits in Norderstedt. Plambecks und deren Holding AG machen in Baustoffe, Konstruktionsbau und Bau-sowie Wohnbauinvestitionen. Das Familienunternehmen gilt als sehr bodenständig, sozial und integer.
Noch mehr ein Grund als Club, sportlich etwas zurück zu geben. Das Umfeld und die Talente wären da, um fußballerisch eine Stufe höher zu spielen.
Die A-Jugend spielte gegen den Tabellenführer im Derby, ließ viele Chancen liegen, und machte es dem Tabellenführer noch einfacher. Auch hier in dieser Saison, weder Fisch noch Fleisch.
(Eindrücke vom B-Jugend-Match und aus dem Edmund-Plambeck-Stadion)
Unsere Aufgabe war außerdem, wie immer, auch mit den Familien der talentierten Jungs zu sprechen – und da ist uns keine Reise zu weit! Außerdem, die von uns „profilierten“ und beobachteten Spielern sind von der Anzahl sehr überschaubar, so dass es uns auch leicht fällt, den Kontakt zu halten und zu pflegen – egal welche Aussichten die Talente auch haben mögen. Wir nehmen die Spieler und deren Familien immer ernst.
Das Clubheim von Eintracht Norderstedt ist ein echtes Schmuckkästchen geworden nach dem Umbau, wir hatten noch ein anderes Bild vor Augen, ein Dreivierteljahr zuvor waren wir letzt da. Eine Mischung aus Vereinsgaststätte (dieser Charakter darf nie fehlen) und moderner Sportsbar mit Flatscreens, auf denen Spiele live übertragen werden.
Mit den Familien und Eltern kehrten wir dort kurz ein, und, sofort fühlten wir uns dort heimisch. Draußen tobte das Wetter, und wir ließen uns den hervorragenden Gulasch, eine tiefe Schüssel mit großen Rindfleischstückchen und Paprika, schmecken. Deftiges aus der Gulaschkanone (Nenad und Jan betreiben das Lokal und die Küche). Den Hamburger Landespokal holte die Eintracht 2016 und nahm gar am DFB-Pokal teil. Es ist also etwas möglich im Norden.
Wichtig wäre, dass nach der Gulaschkanone nun bald auch eine Torjägerkanone in die Ochsenzoller Straße wandert.
Ekkehard Bushe, ebenfalls im Clubvorstand und langjähriger Nachwuchskoordinator und Jugendleiter, hat schon viele Talente kommen und gehen sehen (auch die Hamburger Profivereine profitierten), ohne „Ekki“ Bushe ist die Nachwuchsarbeit kaum vorstellbar in Norderstedt, aber er weiß auch, die Bäume wachsen so schnell nicht in den Himmel, „wir arbeiten in Norderstedt alle ehrenamtlich…“
Ein kurzer Link zur Eintracht nach Norderstedt:
http://eintrachtnorderstedt.de/