Ivan Taibon, der waschechte Südtiroler, hat sich entschieden. Und wenn Taibon, heuer 26 Jahre alt, etwas macht und anpackt, dann „ganz oder gar nicht“. Dass Torhüter ganz spezielle Typen sind, haben wir schon oft behandelt, auch hier (auf https://checkfussballberater.de). Taibon, der quasi die gesamte Jugendzeit beim FC Südtirol, dem Vorzeigeclub der Region, und nun in der Serie B halbwegs etabliert, ausgebildet wurde, hätte auch die Profikarriere einschlagen können. Manche sagen zwar auch, „Hätte, hätte, Fahrradkette…“, doch beim Taibon Ivan trifft es zu, und das wissen Alle, die ihn besser kennen, die seine Karriere mitverfolgten bisher.
Die Freunde und Beobachter, oder ehemalige Torwarttrainer und Scouts, wissen aber auch, und Ivan erst Recht: Im Tor kann immer nur einer spielen!
Und, man muss schon eine Eselsgeduld und Disziplin aufbringen, um sich, zum Beispiel, als zweiter oder auch dritter Reservetorwart Hoffnungen auf einen Stammplatz machen zu können. Klar, ‚Profi‘ nennen sich auch die Ersatzkeeper – sie trainieren genausoviel wie die Nummer Eins, und hoffen auf den „Tag X“. Das, so hörten wir immer heraus, wäre nicht Taibons Weg und Anspruch gewesen, eben auf Ausfälle oder Verletzungen des Kameraden zu hoffen – wie gesagt, Keeper sind ganz eigen – und das muss wohl so sein, auf diesem Posten, denn „Der Keeper unterscheidet sich immer vom Rest, schon anhand der Sportbekleidung…“, meint Ivan, und, typisch, „mal ist man der Held, mal der Depp, obwohl man immer das Beste gibt!“ Noch im Juniorenbereich des FC Südtirol, in der U19, wechselte Ivan von Bozen, und seiner Heimat in Welschnofen (Nova Levante), in die 1. Bundesliga der A-Jugend-Mannschaften, nach Deutschland. Der Karlsruher SC wollte ihn damals unbedingt – es herrschte ein Engpass. Letzendlich waren es auch dort drei Torspieler um einen Posten. ( https://www.rund-magazin.de/news/1592/80/Torh%C3%BCter-Italien/ )
Ivan Taibon wagte den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse der A-Jugend, und musste natürlich auf viel verzichten. Ein Sprung ins kalte Wasser – er kam auch auf ein paar Einsätze, aber letztendlich war Ivan die „gesetzte Nummer zwei“. Wie das? Nun, Ivan Taibon kam vom FC Südtirol erst einmal nur auf Leihbasis. Das wiederum ließ die Karlsruher eher verstärkt auf den Keeper der Region im Badischen bauen.
Dennoch war die Saison beim Karlsruher SC eine lehrreiche Zeit, und beliebt war „der Ivan“ im Team als Neuling auch – vor allem wirkte er sehr professionell, wie einstige Kameraden und auch ein ehemaliger Trainer festhalten. Darunter auch Fußballlehrer Ramon Gehrmann. Ivans Weg führte danach wieder nach Südtirol, weil damals im ‚Raume‘ stand, dass Torspieler Ivan Taibon, als ehemaliges „Eigengewächs“, mit einem Profivertrag hätte ausgestattet werden sollen – klar, eine Stammplatzgarantie als Nummer 1, gibt es nirgends – der FC Südtirol spielte mit den Herren damals noch in der Lega Pro, oder Serie C, der Dritten Liga Italiens.
Und wie gesagt, über das Können und die Reife Taibons gab es nie Zweifel, weil der junge Welschnofener wirklich zur „neuen Kategorie“ der Torspieler gehörte: das heißt, sehr stark auf der Linie, ohne Furcht beim Herauslaufen, aber auch, gut mit den Füßen am Ball zu sein. Torwarttrainer und Scouts sprechen dann vom elften Feldspieler, auch Taibon hat diese besondere Stärke und Gabe, der Spieleröffnung, zielgerichtete Pässe, Abstöße oder auch Abwürfe. Oft rückt er auf, steht vor dem Sechzehner und antizipiert auch. Viele Fachleute meinten stets, Ivan sei auch ein harter Arbeiter im Training. Talent ist das Eine, aber Erlerntes will auch gefestigt werden. (https://checkfussballberater.de/wenn-sich-die-presse-fuer-ein-neues-norditalienisches-torwarttalent-interessiert-moderne-torspieler-werden-rar-ivan-taibon-gehoert-einer-neuen-keeper-generation-an/ )
Viele heben hervor, dass „dr‘ Ivan stark am Ball“ sei, und das bewies der Südtiroler sogar in einem Match für den FC Nals vor zweieinhalb Jahren, als er in der letzten Minute selbst das Tor, einen echten Abstauber, zum Ausgleich erzielte. Es war damals ein wichtiger Punkt. Ja, wie soll man ihn da beschreiben, den neuen Landwirt Ivan? Wagemutig und auch ein bisschen verrückt? Jedenfalls kann Taibon Teams motivieren und mitreißen. Aber, noch etwas gefiel uns damals sehr, vor etwa acht Jahren, Taibon strahlt auch die nötige Ruhe aus, egal wie unruhig und nervös das Umfeld ist…
Springen wir noch einmal zurück, aus Baden, vom KSC, ging es wieder in die Heimat nach Südtirol, und irgendwie zerschlug sich die Idee mit dem Profivertrag für’s Erste Team. Die Entscheidungsträger wechselten, die anderen diskutierten wohl zu viel, und plötzlich stand eine „Ausleihe“ zum Club Virtus Don Bosco, auch rund um Bozen, im Raum. Immerhin damals in der Vierten, halbprofessionellen Liga. Das Leben spielt manchmal ganz anders als man denkt, und bietet, so sah es jedenfalls der Schulabsolvent und Abiturient Taibon, „ganz neue Möglichkeiten“ – es sei vorausgeschickt, dass der familiäre Zusammenhalt der Familie Taibon, samt Mutter, „sag einfach Flo zu mir“, und Vater „Ossi“ Oswald, sowie Schwester Sara (ebenfalls mit einem interessanten Werdegang – Gesundheit und Yoga gehören zu ihrem Beruf und Faible), und die ‚Onkels‘ und Tanten, schon immer sehr groß gewesen ist. Die Gastfreundlichkeit, und das Bodenständige strahlen sie alle aus, und haben beruflich viel mit der Skiregion, dem eigenen Grund und Boden sowie der Forstwirtschaft zu tun. Menschen, die „da droben“ überhalb von Bozen leben, die Schnee, Eis und Stürme außerhalb der schönen Sommerzeit kennen, sind einfach anders „gestrickt“. Kurz, die eine Generation wird älter, das Geschäft und die Arbeit nicht weniger – und plötzlich überlegte die Familie, wie es mit dem familiären „Gummererhof“ weitergehen könnte. Der Familienrat wurde einberufen, aber es schien für Ivan Taibon klar, dass er sich einen, nämlich seinen „Traum in der Natur“ verwirklichen wollte. Also noch einmal ein Wagnis, so jung, und im Wissen, wieviel Arbeit die Land- und Forstwirtschaft bedeuten würde? Quasi wieder auf sich allein gestellt?
Das wusste Ivan, der stets ein Beobachter war, wenn man seine Mutter erzählen hört, und dem es die Region mit den Wäldern und Bergen, das Skifahren und „Jobben“ im Skiverleih, oder bei den Onkeln auf dem Hofe, stets angetan hatte. Ein echter Bursche der Region, und aus den Dolomiten. Parliert Italienisch natürlich genauso fließend, wie Deutsch und den speziellen Dialekt von ‚da droben‘.
Und, wenn Ivan ‚was anpackt‘, dann richtig – das Landwirtschaftsstudium, eine Art duale Ausbildung – hatte er neben der Arbeit und ohne Unterbrechungen absolviert. Die Arbeit auf dem Hof, allein dessen Ausbau, sowie das Tüfteln und Instandsetzen, dem Einsetzen von schwerem Gerät, ob der Trecker, oder Schneide- und Sägevorrichtungen, Ivan kennt sich aus, und er geht, so wirkte es immer, wenn wir zu Besuch da waren (welch ein Genuss!), in dieser Tätigkeit wahrlich auf. Und Ivan, der Ruhige (wir aber finden, in den letzten Jahren ist er offener geworden, sogar mit einem Schalk im Nacken), meint dann auch: „Natürlich macht mir der Hof, und die Tätigkeit viel Freude, man sieht, was man so schafft…“, aber es ist natürlich auch eine „strenge“, eine harte Arbeit – nicht für ‚Jedermann‘, das fügen wir hinzu, weil wir es gesehn haben. Das Heu für die Tiere, ist von den Wiesen am Steilhang längst eingefahren, und der Hof wächst auch mit den Kühen, Kälbern und Ochsen, aber „auch Schweine und Hühner“ sind dazu gekommen.
Der Gummererhof wächst und gedeiht, das traditionsreiche Haus mit Geschichte, ist ein wahres Schmuckkästchen geworden. Modern ausgestattet, und dennoch das „Alte“ bewahrend und auch ehrend. Für Touristen ein wahres Idyll, doch die, die hier täglich leben, wissen, welch harte Arbeit und welcher Fleiß dahinter steckt. Noch finden auf dem Gummererhof keine Übernachtungen von Touristen statt – kann aber vielleicht noch kommen, nur, so Vater Ossi Taibon und Ivan unisono: „Bis es soweit ist, muss schon noch etwas getan werden – und vor allem, man muss ja auch wissen, welche Art von Tourismus man überhaupt möchte…“, andererseits, die meisten „Waldbauern“ können nur ‚allein‘ von „ihrem Hof“ nicht leben – die meisten Bauern und Landwirte, gehen noch anderen Jobs nach, zumindest halbtags. Das Stück Wald, und das Holz wirft zum Glück etwas ab, und die Tiere sorgen dafür, genauso angepflanztes Gemüse, dass man fast Selbstversorger ist. Die Hühner legen die Eier, die Milch kommt von den eigenen Kühen, und die Schweine sind auch für den Speck da. (auch das ist eine wahre Kunst, wie man Speck und geräucherten Schinken auf dem Hof herstellt). Die Tiere wirken alle glücklich. Und der Mischlingshund „Willy“ ist die gute Seele im Stall und draußen. Wenn Kinder zu Besuch da sind, nach einer Wanderung, schwärmen sie immer von den Tieren, die sie wirklich „erleben können“.
Vom Fast-Profi-Torwart hin zum Bauer? Ivan steht voll und ganz zu seinem Beruf und der Bezeichnung, der zugleich auch Berufung ist. Ein Bauer da oben, ist ja fast wie ein „Ranger“ und Förster zusätzlich. Hartes Schaffen bei Wind und Wetter, aber die Familie unterstützt ihn auch, wo sie kann.
Beim FC Nals jedenfalls, fühlt sich Ivan Taibon „heimisch“, und die Sportskameraden helfen auch mal mit, wenn im Hof ein Umbau oder Anbau stattfindet. Und auch beim Ernten, oder Heu einfahren. Ein echtes Team eben! Trainieren tun der Ivan und seine Kameraden in der 1. Amateurliga wie halbprofessionelle Spieler. Derzeit läuft auch die harte Vorbereitung an. In der vergangenen Saison wurde der FC Nals Fünfter. Es hätte schon ein „bisschen mehr sein können“, meint Ivan, aber andererseits hätte man auch weiter unten stehn können. Der Fußball ist momentan „der richtige Ausgleich“ zum Job in den Bergen, und auf dem Hof. Und es ist nicht übertrieben oder glorifizierend, wenn man sagt, die Leute und die Sportskameraden generell in Südtirol, sind aus einem ganz speziellen Holz geschnitzt, das sagen nun auch die Italiener weiter unten am Stiefel, seit sie mit dem Australian-Open-Sieger Jannik Sinner, ein neues Tennis-und Sportidol haben. Der 22-jährige Sinner, gebürtig aus Innichen, trifft unaufgeregt und menschlich immer den richtigen Ton, und ordnet Dinge und Lobeshymnen richtig ein, wenn medial etwas übertrieben wird. Ivan Taibon ist in etwa genauso – er kann seine Stärken und Schwächen gut einschätzen.
Ivan Taibon scheint wirklich angekommen zu sein, Verantwortung und die nötige Disziplin, genauso wie im Tor und Strafraum, muss er auf dem Gummererhof täglich aufbringen. Seine freie Zeit genießt der Ivan aber auch. Einige Experten meinen aber, Ivan müsste dennoch irgendwann (bald) noch eine Liga höher spielen – dazu bringe der ehemalige KSC-Keeper alles mit. Dazu noch ein Keeper, der bereits so oft „Zu Null“ spielte und das Tor sauber hielt, wie seinen Bauernhof? Dem schließen wir uns natürlich an, andererseits, können wir dann auch Ivans Gegenfrage gut nachvollziehen: „Ja, was passiert dann mit dem Hof, wer kümmert sich dann…?“ – so ist er, der Ivan. Eine Lebensaufgabe tauscht man nicht so einfach aus. Aber wer weiß, wenn doch ein Club aus der Nähe anklopfen würde…?, dann würde er vielleicht den Halbtags-Landwirt machen….
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